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PRESSEMITTEILUNG

„Auszeichnung ist großartige Ermutigung für mehr als 12.000 christliche und muslimische Frauen in Nigeria“

missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener würdigt Wahl des Aachener Friedenspreises 2021: die interreligiöse Fraueninitiative „Women’s Interfaith Council” aus Nigeria.

Frauen vom Women's Interfaith Council vor einer Moschee in Kaduna. Foto: Hartmut Schwarzbach / missio
Das „Women's Interfaith Council” aus Kaduna/Nigeria

Die interreligiöse Fraueninitiative „Women’s Interfaith Council” aus Nigeria, auch „Mütter für den Frieden” genannt, erhält den Aachener Friedenspreis 2021. Im nigerianischen Bundesstaat Kaduna setzen sich die mehr als 12.000 Christinnen und Musliminnen, die sich in der Initiative zusammengeschlossen haben, für ein friedliches Zusammenleben in ihren Dörfern und Stadtvierteln ein. Das „Women’s Interfaith Council” ist eine vom Internationalen Katholischen Missionswerk missio e.V. unterstützte Initiative.

„Wir freuen uns sehr, dass unsere Projektpartnerinnen und ihre Arbeit mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet werden. Die Auszeichnung ist eine großartige Ermutigung für mehr als 12.000 christliche und muslimische Frauen. Wir gratulieren sehr herzlich“, erklärte missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener nach der Bekanntgabe der Preisträgerinnen am 21. September in Aachen. „Einige der Frauen konnte ich selbst in Nigeria treffen. Viele von ihnen haben durch die gewaltsamen Konflikte enge Familienangehörige verloren. Sie hätten Grund gehabt aufzugeben, aber sie haben sich anders entschieden. Sie setzen sich für Versöhnung ein, sie haben eine Passion für den Frieden. Die Frauen sind Vorbilder für uns und ihre Arbeit ist ein wichtiger Baustein für eine friedliche Zukunft Nigerias.”

Die „Mütter für den Frieden” setzen sich seit 2010 in ihrem Bundesstaat für ein gewaltfreies Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen ein. Der Bundesstaat Kaduna gehört zu den Krisenregionen des Landes. Oft geht es bei den Konflikten um Land, Weiderechte oder den Zugang zu Wasser. Der Streit zwischen Bauern und Viehhirten ist in den letzten Jahren eskaliert. Gehören die Streitparteien unterschiedlichen Religionen an, nehmen die Konflikte schnell eine religiöse Färbung an. Immer öfter begegnen sich die Menschen mit Misstrauen. Genau diesem Misstrauen möchten die Frauen mit ihrer Arbeit für den Frieden entgegenwirken.

Gezielt wenden sich die Christinnen und Musliminnen der Friedensinitiative auch gegen den Missbrauch ihrer Religion für politische Zwecke. Und sie fordern mehr Mitsprache für Frauen, denn Frauen sind in der patriarchalen Gesellschaft Nigerias an Entscheidungen meist nicht beteiligt, aber oft die Leidtragenden.

Das „Women’s Interfaith Council”, besteht aus 23 christlichen und muslimischen Frauenverbänden. Es ist eine von Laiinnen getragene Initiative. Nach Anschlägen auf Dorfgemeinschaften oder Einzelpersonen suchen christliche und muslimische Frauen der Initiative gemeinsam Betroffene auf und kümmern sich um die Opfer. Sie leisten emotionalen Beistand und organisieren Hilfe – soweit ihnen das ihre begrenzten Mittel ermöglichen.

Neben diesen Einsätzen vor Ort organisiert das „Women’s Interfaith Council“ jedes Jahr ein umfangreiches Programm mit zahlreichen Workshops für Frauen, Jugendliche und Religionsführer, um präventiv Gewalt zu verhindern. Themen sind Friedensbildung, Konfliktanalyse und -transformation sowie interreligiöse Verständigung.

Der Bundesstaat Kaduna mit der gleichnamigen Landeshauptstadt liegt im mittleren Norden Nigerias. Im Norden des Bundesstaates leben überwiegend Muslime, im Süden Christen. Seit mehr als vierzig Jahren kommt es immer wieder zu ethnisch-religiösen Konflikten mit Tausenden Toten. So führte die Einführung der Scharia für Gebiete mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung im Jahr 2000 zu einer Serie langanhaltender Auseinandersetzungen. Aktuell ist der Bundesstaat neben dem Konflikt zwischen muslimischen Viehhirten und überwiegend christlichen Bauern stark von Entführungen krimineller Banden betroffen. Immer wieder werden Schulkinder und Studierende entführt, mit dem Ziel hohe Lösegeldforderungen zu stellen. Die Entführungswelle betrifft auch Seminaristen und Priester der katholischen Kirche.

Die Verleihung des Aachener Friedenspreises 2021 erfolgt am 13. November in Aachen.


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Johannes Seibel

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