Das katholische Hilfswerk missio Aachen erhofft sich vom aktuellen Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) in Indien „ein Signal für die Stärkung der Rechte der Minderheiten in der größten Demokratie der Welt“, sagte missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener am 6. Dezember in Aachen.
„Deutschland würdigt zu Recht die wachsende weltpolitische Rolle Indiens und spricht von einer strategischen Partnerschaft. Unter solchen Partnern sollte man die Frage der sexuellen Gewalt gegen Frauen und der Diskriminierung von Minderheiten aber auch offen ansprechen können. Wenn Annalena Baerbock zivilgesellschaftliche Organisationen in Indien getroffen hat, dann sollte davon ein deutliches Zeichen gegen sexuelle Gewalt und für eine nachhaltige Unterstützung der Dalits und Adivasi ausgehen“, so Pfarrer Bingener. Missio Aachen fördert unter anderem Programme von Partnerinnen und Partnern der katholischen Kirche in Indien, die Frauen helfen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind.
Hindu-nationalistische Übergriffe enden auch tödlich
Denn im Namen eines radikalen Hindu-Nationalismus erlebten christliche und muslimische Minderheiten eine hohe gesellschaftliche Diskriminierung. Betroffen seien darunter insbesondere die Gruppe der Dalits, die als sogenannte Kastenlose und Unberührbare ausgegrenzt werden, sowie Adivasi als ethnische Minderheit. „Es kommt immer wieder zu Übergriffen, die auch tödlich enden. Die Behörden und Polizei müssen diese Minderheiten stärker vor Hindu-Nationalisten schützen“, so Pfarrer Bingener. Doppelt gefährlich sei die Situation für Frauen, die diesen Minderheiten angehörten. Hindu-Nationalisten setzen nach Erkenntnissen von missio-Partnerorganisationen Vergewaltigungen systematisch als Waffe ein, um Andersgläubige und diese Minderheiten einzuschüchtern. Sie träten dabei so massiv auf, dass 90 Prozent vergewaltigter Dalit-Frauen aus Angst vor Ächtung und der Erfahrung erlebter Straflosigkeit keine Anzeige gegen die Täter stellen würden.