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Deutschsprachige Theologie hat viele Fans im globalen Süden

missio Aachen veranstaltet Sprach- und Kulturkurs für 21 Priesteramtskandidaten aus Afrika, Asien und Ozeanien in Zusammenarbeit mit Bischofskonferenz und Auswärtigem Amt

Foto: missio
Die Teilnehmer des Projekts „Deutsche Sprache und Kultur für zukünftige Führungskräfte im Globalen Süden als Grundlage für dialogische Prozesse“.

Die deutschsprachige Theologie und Philosophie sind für junge Theologen aus Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika weiterhin ein Schlüssel für ein besseres Verständnis unserer Gegenwart. Dies sagen jedenfalls 21 Priesteramtskandidaten aus zehn Ländern des globalen Südens, die an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom studieren. Sie absolvierten gerade von Ende Juni bis Anfang August einen Kurs zur deutschen Sprache und Kultur, der vom katholischen Hilfswerk missio Aachen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bischofskonferenz und mit finanzieller Förderung des Auswärtigen Amtes organisiert wurde.

„Kirchenrecht ohne Deutschkenntnisse nicht zu verstehen“

„Unsere Lehrer im Kirchenrecht betonen ständig, wenn wir diese Materie wirklich verstehen wollen, müssen wir neben Latein vor allem Deutsch können, weil die besten und systematischsten Kommentare dazu in Deutsch verfasst sind. Mich interessiert daneben die politische Theologie deutscher Autoren, sie bringt mich persönlich weiter“, sagt etwa ein Student aus Osttimor. Dogmatik, biblische Theologie und Pastoraltheologie sind die weiteren meistgenannten Fächer, von denen die zukünftigen Priester glauben, dass ihnen die Lektüre deutschsprachiger Theologie im Original theologische Innovation ermöglicht. Alle Teilnehmer des Kurses bereiten sich auf den Master oder die Promotion vor.

„Deutschland ist für den Südsudan Vorbild für Staat-Kirche-Verhältnis“

Ein angehender Priester aus dem Südsudan dagegen lernt aus anderen Gründen Deutsch. „Ich persönlich bin überzeugt von der Art und Weise, wie in Deutschland Kirche und Staat zum Wohl der Menschen zusammenarbeiten. Indem ich Deutsch lerne, will ich die theologischen, philosophischen und kulturellen Hintergründe dieser Zusammenarbeit im Original studieren. In meiner Heimat brauchen wir so ein konstruktives Verhältnis zwischen den Religionsgemeinschaften und dem Staat“, erklärt er seine Lust auf Deutsch.

„Ich will den Synodalen Prozess in Deutschland verstehen“

Eine ungewöhnliche Erklärung seiner Passion für das Deutsche hat ein künftiger Priester aus Samoa. Ein Teil des heutigen Landes war als Deutsch-Samoa bis 1914 eine deutsche Kolonie. Seine Tante ist mit einem Samoa verheiratet, der deutsche Vorfahren hat. „Von ihm und seinem Bruder habe ich immer wieder einige Brocken Deutsch gehört“, erzählt er. Auch sein Ur-Ur-Ur-Großvater hat 1879 mit Deutschen politische Verhandlungen geführt. Diese Familiengeschichte möchte er näher erforschen und lernt dafür Deutsch. Allerdings nennt er auch einen theologischen Grund: „Ich interessiere mich sehr für den Synodalen Prozess der katholischen Kirche in Deutschland, der neue Wege für die lokalen Kirchen und die universale Kirche diskutiert. Die Debatten möchte ich im Original verstehen können“, sagt er.

Hoffentlich bald Angebot für Theologinnen

„Der Kurs verbindet das Sprachenlernen mit kulturellen Exkursionen. Er fand in Heidelberg und Aachen statt. Für uns ist er auch als ein Beitrag gedacht, um künftigen Führungspersonen der Kirche des globalen Südens zu zeigen, wie wichtig es ist, dass junge Menschen aus ihrer Heimat ebenfalls solche Programme durchlaufen können. Wir hoffen, dass wir dieses Angebot bald auch für Theologinnen machen können“, sagte Professor Harald Suermann, Leiter des Missionswissenschaftlichen Institutes im missio e.V., der mit seinem Team den Kurs vorbereitete und durchführte.


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Johannes Seibel

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