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PRESSEMITTEILUNG

Missbrauchsdebatte: missio stärkt Ordensfrauen

In der Kirche sind Ordensfrauen durch Kleriker missbraucht worden. Das ist jetzt aus Medienberichten bekannt geworden. missio unterstützt deshalb die Forderung von Papst Franziskus, mit allen Kräften den Opfern zu helfen und einen solchen Missbrauch zu verhindern. In der missio-Projektzusammenarbeit ist noch kein solcher konkreter Fall bekannt geworden.

Foto: Katholisch-kroatische Mission (KKM) Kassel
Ordensschwestern beim Gebet

Frauen und insbesondere die Ordensfrauen in den Ortskirchen Afrikas, Asiens und Ozeaniens stark machen: Das ist seit langem einer der Förderschwerpunkte in der Projektzusammenarbeit von missio Aachen. Dies ist ein wichtiger Baustein zur Prävention von Missbrauch.

Aus Sicht von missio ist das auch deshalb notwendig, weil das durchschnittliche Ausbildungsniveau von Ordensfrauen in diesen Ortskirchen niedrig ist und sie in vielfältigen Abhängigkeiten leben, die durch eine bessere Aus- und Weiterbildung verringert werden können. Gleichzeitig gehören gut qualifizierte Ordensfrauen mit Führungskompetenzen zu den wichtigsten Projektpartnerinnen von missio, die in der pastoral-sozialen Arbeit oder in pastoralen Großprogrammen äußerst wirkungsvoll arbeiten. Dieses Potential der Ordensfrauen ist unserer Einschätzung nach längst noch nicht ausgeschöpft. Qualifizierte Ordensfrauen können in den Gesellschaften und Ortskirchen Afrikas, Asiens und Ozeanien zu Rollenvorbildern werden und zu einem Bewusstseinswandel hinsichtlich der Rolle der Frau beitragen.

Geschlechtergerechtigkeit, die Folgen patriarchaler Strukturen und das Thema Sexualität sind Ausbildungsinhalte

Deshalb investiert missio in seinen Partnerländern mit Priorität in die qualifizierte Schul-, Aus- und Weiterbildung sowie akademische Qualifikation von Ordensfrauen über das Noviziat hinaus. Bei der Vergabe von Promotionsstipendien des Missionswissenschaftlichen Instituts (MWI    ) von missio Aachen werden Ordensfrauen vorrangig berücksichtigt. In der von missio geförderten Aus- und Weiterbildung für Ordensfrauen werden neben herkömmlichen Ausbildungsthemen immer mehr Inhalte wie zum Beispiel Kommunikation und Selbstwahrnehmung, Konfliktmanagement, Aggression und Mobbing, männliche und weibliche gesellschaftliche Stereotypen, patriarchale Strukturen in Politik, Wirtschaft und Religion, Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft, Sexualität oder Ursachen von sexueller Gewalt und Missbrauch vermittelt. Durch diese Persönlichkeitsbildung sollen Ordensfrauen lernen, bei psychischen und physischen Grenzverletzungen – auch innerhalb kirchlicher Strukturen wie im Fall des Missbrauchs durch Kleriker – sich adäquat zu verhalten und sich abgrenzen zu können. Gleichzeitig fördern diese Programme individuelle Führungskompetenzen.

missio fördert Begleitung von traumatisierten Ordensfrauen

Ergänzend forciert missio seit Jahren Programme im Bereich der psychologischen und therapeutischen Begleitung („Spiritual Counselling“) von Ordensfrauen innerhalb der Ortskirche in Afrika, Asien und Ozeanien. Ordensfrauen leben dort zum Teil in Gesellschaften, die von politischen, wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Spannungen bis hin zu sexueller Gewalt oder Terror und Krieg geprägt sind. Das kann die Ordensfrauen bis an die Grenzen ihrer eigenen physischen und psychischen Belastbarkeit führen. Gleichzeitig sind diese Gesellschaften zu großen Teilen durch traditionelle patriarchale Vorstellungswelten geprägt, die auch innerhalb der jeweiligen Ortskirchen wirksam sind und zu Belastungen führen. Deshalb brauchen gerade Ordensfrauen in unseren Partnerländern professionelle psychologische Hilfe und Begleitung, um Traumatisierungserfahrungen verarbeiten zu können. Neben der Begleitung einzelner Ordensfrauen fördert missio Programme für Ausbildungsverantwortliche, die ihnen spirituelle, pastoralpsychologische und pastoraltherapeutische Kompetenzen für das „Spiritual Counselling“ vermitteln. Das „Spiritual Counselling“ ist auch ein Ansatz, um Ordensfrauen zu helfen, die von einem Missbrauch durch Kleriker betroffen sind.

Beispielhafte Projekte in Nigeria, China, Tansania oder Indien

Beispielhaft für die Arbeit von missio in diesen Aufgabenfeldern ist das Psycho-Spiritual Institute     in Nigeria, das für das englischsprachige Afrika spirituelle und psychologische Therapeutinnen und Therapeuten ausbildet, die traumatisierte hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ortskirchen – darunter Ordensfrauen – begleiten. In ähnlicher Weise arbeitet auch das China Catholic Shanxi Formation Institute, das mit den Benediktinern von St. Ottilien kooperiert und von missio gefördert wird. Weiterhin fördert missio beispielsweise Angebote des St. Scholastica’s Institute of Women Studies Manila     in den Philippinen, des Arusha Mental Health Trust     (AMHT) in Tansania oder das Programm „Empowerment of Women Religious“ in Indien, die Ordensfrauen in der oben beschriebenen Weise stärken. Daneben fördert missio beispielsweise auch regelmäßig Ordensfrauen aus Partnerländern, die am Institut de Formation Humaine Intégrale     (IFHIM) in Montreal ein- bis dreijährige Kurse zur Persönlichkeitsbildung durchlaufen.

Ordensführungen brauchen mehr Unabhängigkeit von diözesanen Strukturen

Daneben fördert missio in den Ortskirchen Afrikas, Asiens und Ozeaniens Ordensoberenkonferenzen der Frauenorden auf nationaler und regionaler Ebene, um ihnen innerkirchlich ein größeres institutionelles Gewicht und Unabhängigkeit zu geben. Dadurch können die Frauenorden – auch unabhängig von Diözesanstrukturen – die Anliegen von Frauen in Kirche und Gesellschaft besser vertreten. Schließlich hat missio Aachen Initiativen in Indien und Papua-Neuguinea unterstützt, Richtlinien der dortigen Bischofskonferenzen zum Umgang mit dem Verdacht auf sexuellen Missbrauch – unter anderem eben auch von Ordensfrauen durch Kleriker – zu erstellen. In Indien sind so eine „Gender Policy of the Catholic Church of India“ (PDF    ), in Papua-Neuguinea die Broschüren „Right Relationships in Ministry“ und „Protocol on Dealing with Cases of Abuse“ erstellt worden.


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Johannes Seibel

Leiter der Stabsstelle Presse & Kommunikation
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