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Pauline-Jaricot-Preis: Weltweit gegen die Marginalisierung von Frauen kämpfen

Drei starke Frauen aus der Weltkirche erhielten am Weltmissionssonntag in Mönchengladbach den Pauline-Jaricot-Preis. Sie setzen auf die Fähigkeiten jedes einzelnen Menschen.

Die Preisträgerinnen des Pauline-Jaricot-Preises am 23. Oktober 2022 in Mönchengladbach. Foto: Johannes Seibel/missio
Am Weltmissionssonntag 2022 wurde in Mönchengladbach der Pauline-Jaricot-Preis verliehen (auf dem Bild fehlt Schwester Mary John Mananzan OSB, die leider nicht vor Ort sein konnte). Von links: missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener, Vizepräsident Gregor von Fürstenberg, Natalie Dakuo aus Burkina Faso, Dr. Nontando Hadebe aus Südafrika, Annkathrin Meyer von der DPSG und Weihbischof Ludger Schepers.

Das katholische Hilfswerk missio Aachen hat am heutigen Sonntag der Weltmission drei Frauen aus dem Globalen Süden für ihre innovative und nachhaltige kirchliche Arbeit mit dem Pauline-Jaricot-Preis ausgezeichnet. Die Sozialarbeiterin Nathalie Dakuo (Burkina Faso), die Theologin Dr. Nontando Hadebe (Südafrika) und die Ordensfrau Schwester Mary John Mananzan OSB (Philippinen) erhielten den mit jeweils 5.000 Euro dotierten Preis in einer Feierstunde am 23. Oktober im Montforts-Quartiert in Mönchengladbach. Schwester Mary John Mananzan OSB konnte leider nicht persönlich an der von Gisela Steinhauer moderierten Preisverleihung teilnehmen.

"Kein Mann darf eine Frau schlagen oder geringachten"

Die Preisträgerinnen Nathalie Dakuo und Dr. Nontando Hadebe appellierten an Gesellschaft und Kirchen weltweit, sich gegen die Marginalisierung von Frauen in ihren jeweiligen Kulturen und Heimatländern einzusetzen. Diese Marginalisierung habe vielfältige Ursachen. Die südafrikanische Theologin Dr. Hadebe wies auf die hohe Gewaltrate gegen Frauen in ihrer Heimat hin. Diese resultiere aus einem unhinterfragten gesellschaftlichen Bewusstsein, das Frauen die Rolle zuspreche, sich Männern unterzuordnen und auch in schlimmsten Situationen zu Hause auszuhalten. „Aufgabe der Theologie ist es, diese Rollenbilder aufzubrechen und das Bewusstsein zu verändern, damit sich etwas verändert. Genau das machen wir“, sagte Dr. Hadebe in Mönchengladbach. Sie nahm dabei auch die Kirche in die Pflicht. „Die Kirche in Südafrika hat zur Zeit der Apartheid gesagt, dass dies gegen den Willen Gottes verstößt. Genauso verstößt die Geringachtung, die Unterordnung und Gewalt gegen Frauen gegen den Willen Gottes. Kein Mann darf eine Frau schlagen“, so Dr. Hadebe. Die Kirche heute müsse das mit aller Entschiedenheit sagen und so handeln, dass Frauen die gleichen Rechte haben - auch in der Kirche selbst. „Sie müssen alles machen können, was auch Männer in der Kirche machen“, so die Preisträgerin.

In Burkina Faso können bis zu 400.000 Mädchen nicht zur Schule gehen

Nathalie Dakuo berichtete aus Burkina Faso von den Folgen der jüngsten gewalttätigen, bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen in dem Land. Zwischen 300.000 und 400.000 Mädchen könnten nicht mehr zur Schule gehen. „Das Recht auf Bildung steht in der Verfassung von Burkina Faso, wird aber nicht umgesetzt. Darunter leiden junge Frauen und Mädchen am meisten. Dem müssen wir entgegentreten und es ändern“, sagte die katholische Sozialarbeiterin in Mönchengladbach. Durch ihre Arbeit wolle sie insbesondere junge Frauen mit Kindern fördern und ihnen Selbstbewusstsein und die Fähigkeit vermitteln, durch eine Berufsausbildung selbst Geld verdienen auf eigenen Beinen stehen zu können. „Es kommen immer mehr Binnenflüchtlinge zu uns in unser Haus, darunter meistens Frauen. Sie brauchen jetzt Hilfe, das ist eine Herausforderung für uns“, so Dakuo.

Schwester Mary John Mananzan OSB: Weiter für die Rechte der Frauen Seite an Seite eintreten

Schwester Mary John Mananzan OSB bedankte sich mit einem kurzen Video für den Pauline-Jaricot-Preis. Sie rief alle Frauen und Ordensfrauen in der Weltkirche auf, weiter Seite an Seite für die Menschenwürde und Rechte der Frau einzutreten.

missio-Präsident Bingener: "Not sehen, und nicht nicht damit abfinden"

Missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener dankte allen Preisträgerinnen für deren Einsatz. „Mit dem Pauline-Jaricot-Preis wollen wir Frauen der Weltkirche sichtbar machen, die Not sehen und sich nicht damit abfinden. Sie bilden Netzwerke, um den Menschen zu helfen. Sie setzen auf die Fähigkeiten und Kräfte jedes einzelnen Menschen, um das Leben aller zu verbessern“, so Pfarrer Bingener. „Wir spüren heute angesichts des Krieges in der Ukraine so viel Ohnmacht. Wir können etwas gegen diese Ohnmacht tun, wenn wir solidarisch sind. Für diese Hoffnung stehen die von uns ausgezeichneten Frauen“, sagte der missio-Präsident weiter.

Begründung der Jury: Preisträgerinnen handeln aus "intensiver Nächstenliebe zu anderen Menschen"

Im Namen der Jury dankte Annkathrin Meyer aus dem Bundesvorstand der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) allen drei ausgezeichneten Frauen. „Was den Einsatz der Preisträgerinnen für mich aber noch einmal hervorhebt ist, dass sie aus ihrem tiefen Glauben, der intensiven Nächstenliebe zu anderen Menschen und rastlos selbstlos handeln“, so Meyer. Die Jury durfte aus 19 Bewerbungen für den Preis auswählen. „In unseren Gesprächen wurde schnell deutlich, dass jede der Frauen mindestens einen Preis verdient hat und dass wir jede von ihnen hätten auszeichnen können. Mir ist deshalb an dieser Stelle wichtig zu betonen, dass wir uns nicht gegen die Ehrung der Nominierten, sondern für das Hervorheben von drei Projekten entschieden haben“, so Meyer.

Preis ist benannt nach der seliggesprochenen Pauline Jaricot

Der neue missio-Preis ist benannt nach der Französin Pauline-Marie Jaricot (1799 bis 1862), die im Mai dieses Jahres seliggesprochen wurde. Mit etwa 18 Jahren initiierte sie eine stetig wachsende Bewegung, die Spenden für die Mission in Afrika und Asien sammelte und dabei auch neue Methoden der Missionspublizistik nutzte. Aus diesem sozialen, missionarischen Netzwerk sind die heutigen rund 120 weltweiten Internationalen Katholischen Missionswerke missio hervorgegangen. Mit dem Pauline-Jaricot-Preis würdigt missio Frauen aus Afrika, Asien und Ozeanien, die mit Erfindungsreichtum die befreiende Kraft des christlichen Glaubens als „Paulines Schwestern“ leben und das Leben der Menschen langfristig verbessern.

Hier mehr Informationen zu den Preisträgerinnen, den vorschlagenden Organisationen und der Jury:

Nathalie Dakuo baut ein Haus der Hoffnung für Alleinerziehende

Nathalie Dakuo aus Burkina Faso leitet das „Haus Yorosin“ (Haus der Hoffnung). Sie wollte es nicht länger hinnehmen, dass alleinerziehende und unverheiratete Mütter in ihrer Gesellschaft diskriminiert und angefeindet werden. Sie war überzeugt, dass diese Frauen Hilfe brauchen und sich gegenseitig besser unterstützen können. So baute sie das „Haus Yorosin“ auf. Die Jury überzeugte ihr Einsatz als Laie im Sinne Pauline Jaricots, die konkrete Hilfe vor Ort leistet. Die Pfarrei Maria Himmelfahrt aus Königstein hat Nathalie Dakuo für den Preis vorgeschlagen.

Dr. Nontando Hadebe ist Theologin und Aktivistin aus Südafrika.

Sie arbeitet als internationale Koordinatorin der interreligiösen Bewegung für Geschlechtergerechtigkeit „Side by Side: Faith Movement for gender justice“ und begleitet in der Diözese Johannesburg den Vorbereitungsprozess für die Weltsynode der katholischen Kirche 2023. Während der Corona-Pandemie hat die Preisträgerin mit wöchentlichen Radiosendungen Menschen Mut zugesprochen und sie aus ihrer Einsamkeit geholt. Die Jury beeindruckt, dass Dr. Nontando Hadebe ein ständig wachsendes Netz an Theologinnen aufgebaut hat, um das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche zu etablieren und dabei zwischen verschieden Positionen und Glaubenstraditionen klug vermittelt. Vorgeschlagen wurde die Preisträgerin durch Dr. Regina Heyder (KDFB) und Dr. Margit Eckholt (Universität Osnabrück).

Schwester Mary John Mananzan OSB ist Kämpferin für Menschenrechte

Schwester Mary John Mananzan OSB setzt sich seit über 60 Jahren auf den Philippinen gegen soziale Ungerechtigkeit und für Demokratie, Geschlechtergerechtigkeit und Menschenrechte in ihrer Heimat Philippinen ein. Beispielsweise mit einer eigenen Fernsehshow erreicht sie Millionen von Menschen. Der Kampf gegen sexuelle Gewalt an Frauen ist ihr ein besonderes Anliegen. Ihr politische Einsatz hat die missio-Partnerin auch schon oft in persönliche Gefahr gebracht. Wie Pauline Jaricot zu ihrer Zeit nutzt Schwester Mary John Mananzan OSB neue Methoden der Mobilisierung einer Bewegung und der Kommunikation, wie die Jury hervorhob. Vorgeschlagen für den Preis wurde sie vom Deutschen Komitee des Weltgebetstags der Frauen (Stein).

Jury mit Patricia Kelly wählt Paulines Schwestern aus

Insgesamt wurden aus Deutschland 19 Vorschläge für den Pauline-Jaricot-Preis eingereicht. Die Jury aus Patricia Kelly (Sängerin), Dr. Maria Flachsbarth (KDFB), Mechthild Heil (kfd), Schwester Aloisia Höing SMMP, Annkathrin Meyer (DPSG), Weihbischof Ludwig Schepers (Essen) und missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener, hat die Vorschläge bewertet und die drei Preisträgerinnen ausgewählt.


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Johannes Seibel

Leiter der Stabsstelle Presse & Kommunikation
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