„Die Religionsfreiheit gerät weltweit mehr und mehr unter Druck. Dies wahrzunehmen und politisch darauf zu reagieren ist eine der wichtigsten Herausforderungen der künftigen Menschenrechtsarbeit“, sagte Prälat Klaus Krämer, Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerks missio Aachen, zum 70. Jahrestag der Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte am 10. Dezember. „Uns beunruhigt vor allem, dass der politische, ideologische und populistisch-nationalistische Missbrauch von Religion zunimmt. Der führt zu Diskriminierung, Bedrängnis und am Ende oft auch zur Verfolgung“, so Krämer weiter.
„Wir unterstützen unsere Projektpartner der Kirche in Afrika, dem Nahen Osten und Asien dabei, sich durch eigene Menschenrechtsarbeit und interreligiösen Dialog dieser Herausforderung zu stellen“, erklärte Krämer. Insgesamt finanzierte missio in den vergangenen fünf Jahren 84 solcher Projekte mit rund 2,65 Millionen Euro. missio organisiere zudem in den betroffenen Ländern mit Experten vor Ort Netzwerktreffen zu Fragen der Religionsfreiheit. In Deutschland fördere missio durch öffentliche Kampagnen, Menschenrechtsstudien, Länderberichte Religionsfreiheit und politische Lobbyarbeit das Bewusstsein für die Situation vor allem von bedrängten Christen.
Christen leiden vor allem in Minderheitensituationen
Die Zahl der Staaten, in denen staatliche Maßnahmen oder gesellschaftliche Anfeindungen Angehörige der verschiedenen Religionen im „höchsten Grad“ gefährden, sei von 40 Staaten 2007 auf 55 Staaten 2016 gestiegen, so Krämer. Dies gehe aus Studien des renommierten „Pew Research Center“ in den USA hervor. „Christen leiden vor allem dann unter diesen Verletzungen der Religionsfreiheit, wenn sie in einer Minderheitensituation leben“, erklärte er. Im Nahen und Mittleren Osten litten die christlichen Minderheiten wie im Irak oder Syrien unter kriegerischen Auseinandersetzungen, politischer Instabilität und dem ideologischen Missbrauch des Islams. In Asien sei für Christen eher die nationalistische Instrumentalisierung von Religion wie beispielsweise in Indien eine Gefahr. Dort sorgten Hindu-Nationalisten mit der Gleichung, dass nur der Hinduismus die nationale Identität verbürge, für ein Klima der Angst und Einschüchterung. In früheren kommunistisch-atheistisch geprägten Staaten wie Vietnam gerieten Christen ins Visier der Behörden, weil dort Religion immer noch als staatsgefährdend eingeschätzt werde.
>missio verzichtet auf Verfolgungs-Ranglisten
Da das Christentum mit über einem Drittel Anteil an der Weltbevölkerung die am weitesten verbreitete Religion sei, sei auch die Zahl der diskriminierten, bedrängten und verfolgten Christen vermutlich höher als die anderer Religionen, sagte Prälat Krämer weiter. missio verzichte allerdings darauf, Verfolgungs-Ranglisten zu erstellen, da eine auf einzelne Länder berechnete, je nach Religionszugehörigkeit getrennte zahlenmäßige Erfassung von Verfolgungsfällen statistisch kaum zu leisten sei. Politische, ethnische, wirtschaftliche und soziale Ursachen überlagerten sich hier. „Wir wollen auch nicht, dass die individuellen Leiderfahrungen der Angehörigen verschiedener Religionen gegeneinander ausgespielt, politisch instrumentalisiert werden. Dadurch würden letztlich nur wechselseitige Ausgrenzungen festgeschrieben und das Problem nicht gelöst, ergänzte Prälat Krämer. missio folge damit der Empfehlung von Professor Heiner Bielefeldt, dem früheren Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Religionsfreiheit.