Katholisch.de und missio Aachen stellen in einer gemeinsamen Miniserie fünf Christinnen und Christen aus Afrika, Asien, dem Nahen Osten und Lateinamerika vor. Hier können Sie nachlesesn, wie sie die Weltbischofssynode vorbereiten und begleiten.
Vom 9. bis 11. März 2023 fand die fünfte Synodalversammlung des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main statt. Dabei waren auch zahlreiche Beobachter und Beobachterinnen aus der Weltkirche. Hier sind einige ihrer Perspektiven:
Ulrika Erlandsson. Internationaler Gast, Schweden:
Es sind sehr viele Erfahrungen, die jetzt benannt werden und zum Teil auch sehr schmerzvolle Erfahrungen, die die Leute mit sich tragen und die man bewältigen muss. Ein Bischof sagte mir vorhin, wie würden Sie, wenn Sie Bischof wären, mit all den Schmerzen, Schwierigkeiten und Problemen umgehen? Und gerade das, denke ich, versucht man hier zu bewältigen. Es ist nicht einfach und alle sind sich nicht einig. Aber ich finde es sehr mutig, dass man doch versucht allen zuzuhören und dass alle zur Sprache kommen dürfen.
Wir in Schweden haben eine ganz andere Situation. Wir sind eine Minderheitenkirche mit etwa ein Prozent der Bevölkerung, etwa hundertzwanzigtausend. Wir sind sehr dankbar, dass wir Priester haben, dass wir einen Bischof haben, der sehr geliebt wird und wir lieben auch unseren Papst. Dass wir überhaupt die Messe feiern können, so klein wie wir sind, da bekommen die Menschen sehr viel. Die Fragen, die hier aktuell sind, sind bei uns in dem Maße überhaupt noch nicht aufgekommen.
Das Wichtigste, denke ich, ist erstmal, dass jetzt so ein Verdacht aufkam: ‘Oh, möchte man Kirchenspaltung?’ und das habe ich alle hier gefragt und alle sagen ‘Nein, nein, nein, das möchten wir nicht.’ Das werde ich auf jeden Fall mitnehmen und sagen, dass man ein ehrliches Ringen hier hat und versucht Lösungen zu finden, denn man will keine Kirchenspaltung. Das ist wichtig.
Susan Sullivan, internationaler Gast, Australien:
I'm impressed by the vibrance of the people here, their passion and the honesty of their communication. And I'm impressed by the range, the balance of gender and the balance of age. I'm also really intrigued by the candidness of the bishops and their willingness to name hard issues and to be honest about what is really happening in the church. Rather than hiding behind a veil that we have enough priests and that we can manage what we're doing and everything's fine, business as usual. So, their honesty is refreshing.
I think the processes have been very robust. I think the way the assembly is structured very clearly gives a lot of time for people to say what they want to say. But by doing it in a very structured way, so that there's not a lot of fierce debate and people contradicting one another. Instead, there's space for people to express their thoughts and concerns in a very calm and measured way.
The issues of power and participation, especially around women's participation, are very pertinent. The issues around sexuality and the way the documents here have made clear that we need a contemporary anthropology and theology of the human person. They are all the same issues that we are dealing with in Australia. I'd say that the directness of the issue around priestly celibacy has been a surprise here. We have talked about, the challenges around insufficient priests in Australia, but we haven't taken on the conversation so directly as occurred here.
Theo Péporté, Beobachter (Journées sociales du Luxembourg, Luxembourg):
Was die Ergebnisse des Synodalen Weges angehen, so kann ich nur sagen, dass die Texte, die uns jetzt vorliegen, den großen Vorteil haben, dass sie theologisch sehr gut argumentiert sind. Man muss nicht mit jedem einzelnen Detail einverstanden sein, aber es sind nicht einfach nur Forderungen, Wünsche und Erwartungen. Es sind theologisch argumentierte Vorschläge bis hin zu Entscheidungen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in Luxemburg, wo wir uns diesen Aufwand weder personell noch finanziell leisten können, von diesen Texten, die die deutsche Kirche hier verabschiedet hat, echt profitieren können, als Anfang einer eigenen Überlegung.
Dieser Frage ging ein digitales Symposium am 12. Januar 2023 mit Vertreterinnen und Vertretern aus Afrika, Asien und Lateinamerika nach.
Viele Skeptikerinnen und Skeptiker des Synodalen Wegs (2019-2023) in Deutschland verweisen auf kritische Stimmen aus der Weltkirche: Deutschland würde einen Sonderweg einschlagen und sich aus der großen katholischen Glaubensgemeinschaft verabschieden, die in Deutschland behandelten Themen seien nicht die Themen in der Weltkirche. Befürworterinnen und Befürworter betonen dagegen, die behandelten Fragestellungen seien auch in anderen Ortskirchen drängend, und verorten die deutschen Debatten innerhalb weltkirchlicher Zusammenhänge.
In einem digitalen Symposium haben uns daher weltkirchliche Stimmen ihre Sicht auf den Synodalen Weg mitgeteilt. Dazu waren namhafte theologische Expertinnen und Experten aus Afrika, Asien und Lateinamerika, eingeladen. Hinzu kommen Birgit Mock, Vizepräsidentin des ZdK und Co-Vorsitzende des Synodalen Forums „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“, und Dr. Helmut Dieser, Bischof von Aachen und ebenfalls Co-Vorsitzender des Synodalen Forums 4. Rechtzeitig vor der fünften Synodalversammlung im März 2023 haben wir daher die Möglichkeit gegeben, sich selbst ein Bild über den Synodalen Weg im Spiegel der Weltkirche zu verschaffen.
Moderation im Studio: Susanne Becker-Huberti, DOMRADIO.DE
Alle Vorträge und Podien der Konferenz wurden simultan gedolmetscht.
„Die Fragen, die wir im Synodalen Weg diskutieren, sind Fragen, die sich in der Weltkirche stellen, mal mehr tabuisiert, mal weniger. Ob die Antworten, die gegeben werden auf diese Fragestellung, ob die die Gleichen wie hier bei uns in Deutschland sind, das ist sei noch mal dahingestellt, aber das miteinander herauszufinden ist ja spannend.”
“Das, was wir in Deutschland erleben durften durch den Synodalen Weg, ist ein Kulturwandel. In dem Vorbereitungsdokument ist ja von einer neuen Führungskultur die Rede, von lebensbegleitend und kooperativ. Und das ist das, was ich für mich sagen kann, dass ich das im synodalen Weg in den letzten 3 Jahren erleben durfte.”
„Ich glaube, das ist unsere Chance als Weltkirche, dass wir in Einheit verbunden sind. Und so ist der Deutsche Synodale Weg natürlich Teil der großen Weltkirche und auch ein kleiner Teil dieser synodalen Bewegung, die sich jetzt auf der Welt breit macht. Und diese Einheit in Vielheit, die dürfen wir, glaube ich, leben und probieren und testen und erproben und verwerfen und uns gegenseitig auch erzählen davon, was gelingt und was nicht gelingt, weil hier auch die Bedingungen vor Ort unterschiedlich sind.”
„Die Themen, die wir in Deutschland besprechen, sind nicht nur Themen, die in Deutschland aktuell sind, sondern wir finden Sie auch allesamt in den Texten, die aus der Weltkirche jetzt in die kontinentale Phase synodalen Weges der Weltkirche gehen. Und von daher sind wir nicht isoliert.”
„Wir können nicht nur Männer entscheiden lassen über das, was der Weg der Kirche ist, sondern Synodalität heißt, alle dürfen Mitdenken und auch zu Entscheidung mit beitragen.”
„Es braucht auch unterwegs bestimmte Ergebnisse, die uns alle spüren lassen, wir sind auf dem richtigen Weg und es gibt Früchte, die für alle auch eine Veränderung und hoffentlich dann auch eine Freude darstellen.“
„Die deutschen Katholiken müssen gelobt werden für ihren Mut, ihre Offenheit und ihre Ehrlichkeit, die sie zeigen. Schaut man den Prozess des Synodalen Weges in seiner Entwicklung an, so fällt besonders die breite Beteiligung positiv auf.“
„Der synodale Weg ist ein lokaler Versuch, die spezifischen Probleme auf lokaler Ebene zu lösen. In diesem Sinne ist die Dezentralisierung der Entscheidungsprozesse etwas, das Teil der katholischen Kirche auch in anderen Teilen der Welt werden muss.“
„Da bin ich wirklich sehr beeindruckt, dass die Menschen und die Kirche sich sehr offen zeigen, die Probleme anzugehen. Dazu braucht es sehr viel Vertrauen, besonders um die Probleme richtig und gut angehen.“
„Ich denke beim synodalen Weg geht es nicht nur darum, sich die Probleme der Menschen anzuhören. Ich glaube es geht auch darum, die Kirche weiter auszubauen und zu stärken. […] Authentischer Wandel findet aber meiner Ansicht nach nur dann statt, wenn die Entscheidungsfindung auch wirklich auf den Meinungen der Gemeindemitglieder basiert. Wandel kann also nur gelingen, wenn nicht nur zugehört wird, sondern wenn auch ein Wille da ist, Dinge umzusetzen.“
„Zu den wichtigsten Forderungen der Menschen gehören: erstens, die Frage des Klerikalismus, es wird ein evangelischer Umgang mit der Macht gefordert. Zweitens, die Einbeziehung von Menschen die sich selbst als divers wahrnehmen [LGBTQI+; indigenen Einheimische] und drittens ein präsenterer Platz für Frauen. Das Volk Gottes fordert gehört und berücksichtigt zu werden.“
„Angesichts dieser und anderer Ergebnisse sind wir davon überzeugt, wie wichtig es ist die kontextuellen Unterschiede wahr zu nehmen. Und wie nötig ein echter interkultureller Dialog für die laufenden synodalen Prozesse ist. Nur dann werden wir in der Lage sein, abzuwägen was es bedeutet eine Weltkirche zu sein, die in verschiedenen kulturellen Kontexten verwurzelt ist und zu erkennen welche Vorschläge oder Reformen auf lokaler, regionaler oder globaler Ebene erforderlich sind.“
„Haben wir also keine Angst vor dieser Heterogenität [einer Weltkirche], haben keine Angst davor, dass wir Christsein und unsere Nachfolge Jesu in verschiedene Kulturen hineinleben, sondern begreifen das als Schatz und schauen genau darauf, was brauchen wir denn wirklich an Uniformität. Heißt also nicht alle Fragen betreffen immer die große Wahrheit, entscheiden über richtig oder falsch.“