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Krieg in der Ukraine bedroht Religionsfreiheit

missio Aachen und Renovabis stellen gemeinsamen Länderbericht vor

Religionsfreiheit in der Ukraine Grafik: Dall-E 2; Prompt: „flag of ukraine and a symbol for freedom of religions”
Religionsfreiheit in der Ukraine

missio Aachen und Renovabis haben gemeinsam einen neuen Länderbericht Religionsfreiheit vorgelegt. Die beiden Autorinnen Dr. Regina Elsner und Dr. Iryna Fenno benennen darin die Auswirkungen des Krieges auf die Religion und nehmen die verschiedenen christlichen Konfessionen in den Blick. Auch wenn ein solcher Bericht angesichts der rechtlich schwierigen und äußerst instabilen Situation in der Ukraine eine besondere Herausforderung ist, haben sich die beiden Hilfswerke bewusst für diesen Bericht entschieden. „In unseren Medien werden immer häufiger Fragen zur Glaubens- und Gewissensfreiheit in der Ukraine gestellt“, konstatieren missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener und Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Prof. Dr. Thomas Schwartz. Politische, kirchliche und zivilgesellschaftliche Akteure seien auf seriöse Informationen angewiesen. „Diesen Informationsbedarf nehmen wir ernst und tragen mit unserem gemeinsamen Bericht zu einer Versachlichung der Debatte bei.“

Elsner und Fenno betonen, dass es in den von Russland besetzten Gebieten bereits vor dem Jahr 2022 zu erheblichen Verletzungen der Religionsfreiheit gekommen sei, die sich nun massiv verschärften: „Geistliche und Gläubige werden durch die russischen Besatzer schikaniert, verfolgt und im Kontext kriegerischer Auseinandersetzungen getötet“, so die Autorinnen.

Umgang der ukrainischen Regierung mit der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK)

Die pro-russische Haltung des Moskauer orthodoxen Patriarchen Kyrill I. und seine Verklärung des Angriffs als „metaphysischer Kampf“ hatten bereits früh die Frage nach der Rolle der Religion im Kontext des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine aufgeworfen. Der Bericht bewertet auch den Umgang der ukrainischen Regierung mit der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK), die seit 2022 versucht, sich immer mehr von der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) zu lösen. Die ukrainische Regierung verdächtigt die UOK, mit der ROK zu kollaborieren und sich nicht vom russischen Aggressor zu distanzieren. In der russischen Kriegspropaganda wiederum ist der Vorwurf zentral, die Ukraine verletze mit ihrem Druck auf die UOK die Religionsfreiheit.

Zerstörte Kirchen widerlegen russische Kriegspropaganda

Elsner und Fenno liefern neueste Daten zu zerstörten und beschädigten religiösen Gebäuden. Die Anzahl der zerstörten Gotteshäuser seit Februar 2022 bis zur Drucklegung des Berichts beläuft sich auf mehr als 450; auch gezielte Angriffe auf Kirchen soll es gegeben haben. Bei diesen handle es sich meist um orthodoxe Einrichtungen beider Kirchen. Dies widerlege eindeutig die russische Propaganda, wonach es Präsident Putin um die „Rettung der orthodoxen Zivilisation“ gehe.

Dass der Krieg vor allem den Druck auf religiöse Organisationen erhöht, die bisher in enger Gemeinschaft mit Moskau standen, analysieren die Autorinnen ebenfalls. Sie verweisen auf die restriktiven Maßnahmen, die der ukrainische Staat in Bezug auf den Einfluss des Moskauer Patriarchats ergriffen hat, und stellen fest: „Die Einhaltung internationaler Rechtsstandards und die Begrenzung öffentlicher Stigmatisierung einzelner Religionsgemeinschaften bedarf besonderer Aufmerksamkeit.“

Hoffnung durch Dialoginitiativen

Dialoginitiativen auf institutioneller, lokaler und persönlicher Ebene, auch zwischen Gläubigen und Priestern der beiden konkurrierenden orthodoxen Kirchen machen Elsner und Fenno Hoffnung. Diese Initiativen leisteten einen wichtigen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben in der Ukraine, zumal da „die Russische Orthodoxe Kirche und der russische Staat die historische Verbindung zur ukrainischen Orthodoxie gezielt vereinnahmen“. Der russischen Staatskirche gehe es darum, Dialoge und Versöhnung in der Ukraine zu verhindern.


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Johannes Seibel

Leiter der Stabsstelle Presse & Kommunikation
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