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Indien: Ohne jede Vorbereitung

Die Organisation Mahalir Vidiyal Trust im südindischen Bundesstaat Tamilnadu kümmert sich seit vielen Jahren um vernachlässigte Kinder und mittellose Frauen, insbesondere aus den benachteiligten Bevölkerungsgruppen der Dalits (Kastenlose oder Unberührbare). missio unterstützt die Organisation aktuell in ihrer Arbeit mit Menschen, die von HIV/AIDS betroffen sind.

Pater Leonard Fernando schreibt über die aktuelle Situation angesichts der Ausgangssperre:

In Indien ist das Corona-Virus nicht nur ein Problem der Gesundheit und der medizinischen Versorgung, sondern auch all seiner Nebenwirkungen, die grausamer und herausfordernder sein können, als das Virus selbst.

Indien befindet sich seit 25. März 2020 in einer dreiwöchigen Ausgangssperre, ein noch nie dagewesenes Ereignis! Es gab keinerlei Vorbereitung dafür, was besonders das einfache Volk hart trifft. Das Ausmaß der Problematik wurde stark unterschätzt. Deshalb haben nicht viele Menschen das Problem verstanden und die Einschränkungen befolgt. Die Menschen drängten sich wie üblich auf den Straßen, Märkten und Bushaltestellen.

Plötzlich gestrandet

Das nächste große Thema war der Versuch der Wanderarbeitern, aus großen Entfernungen in ihre Heimat zurückzukehren! Die Grenzen von Bundesstaaten und Bezirken waren geschlossen und es gab auch keine Verkehrsmittel mehr. Millionen von Menschen saßen an fremden Orten fest. Eisenbahnen und andere öffentliche Verkehrsmittel waren zum Stillstand gekommen und ließen sie auf den Straßen und Autobahnen zurück. Regierung und Staatsapparat sind gezwungen, Prioritäten zu setzen, wodurch andere Bereiche derzeit vernachlässigt werden.

Die Krise verschärft sich, Panik breitet sich aus.

Die Situation in den Dörfern und in den Slums findet kaum Beachtung! Diese Orte sind die verwundbarsten Orte in Indien. Die Häuser und Hütten liegen so nahe beieinander, dass es fast unmöglich und unvorstellbar ist, soziale Distanz zu wahren. Wir haben schreckliche Angst davor, was hier bei einem Ausbruch passieren würde!

Mangel an Nahrung

Das nächste kritische Thema ist die Wirtschaft! Der gewöhnliche indische Brotverdienst in einer Familie geschieht durch Tagelöhnerarbeit, meist mehrerer Familienmitglieder! Wir können uns nicht vorstellen, dass diese Familien Ersparnisse haben, die sie auch nur eine Woche lang ernähren können! Millionen haben ihre Arbeit verloren! Die Menschen des informellen Sektors, die die Mehrheit der Arbeitskräfte Indiens bilden, werden nie in irgendeiner Statistik auftauchen.

Gestern haben wir damit begonnen, Nahrungsmittel mit den Menschen unserer Nachbardörfer zu teilen. Was wir unmittelbar tun müssen, ist sie vor dem Virus und einer Hungersnot zu beschützen!

Wir werden die Situation in den nächsten Tagen immer wieder neu bewerten müssen und entsprechende Schritte einleiten, um die Dorfbewohner hier zu schützen. Wir bitten Familien, zu Hause zu bleiben und Essen an bedürftige Familien und Einzelpersonen zu geben. Unsere Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt, aber dennoch versuchen wir den Bedürftigen zu helfen, mit aller Vorsicht und Fürsorge.

Während unsere Gemeinschaft versucht, ihr Bestes für die umliegenden Dörfer zu tun, singen wir gemeinsam Psalm 91 und beten für die ganze Welt und für ihre physische und psychische Heilung! Glücklicherweise haben wir momentan mehr Zeit, um für die ganze Welt zu beten, die das Gebet mehr denn je braucht.

Pater Leonard Fernando, Vellakulam (Tamil Nadu), Indien

Father Leonard Fernando verteilt mit einem Mitarbeiter Gemüse. Foto: privat / missio
Father Leonard Fernando (l.) verteilt mit einem Mitarbeiter Gemüse.

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