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missio trauert um Karl R. Höller

Wir trauern um Dr. h.c. Karl R. Höller. In fast elf Jahren zwischen 1971 und 1982 richtete er als Generalsekretär das Internationale Katholische Missionswerk missio Aachen neu aus. Er prägte unsere Arbeit später auch als Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes und des Päpstlichen Silvesterordens wurde 82 Jahre alt.

Das ist ein Schwarz-Weiß-Foto von zwei Männern in Anzügen, die sich in einem Raum vor einem abstrakten Bild an der Wand unterhalten. Der Mann links, jünger und mit einem leicht gestreiften Anzug, zeigt dem älteren Mann rechts, der einen dunklen Anzug trägt, etwas in einem geöffneten Notizbuch. Beide Männer wirken formell gekleidet und die Szene deutet auf eine beruflicheBegegnung hin. Die Körpersprache zeigt ein ernsthaftes und konzentriertes Gespräch an. Der Hintergrund ist unscharf, der Fokus liegt eindeutig auf den beiden Männern im Vordergrund.
Prälat Wilhelm Wissing (rechts) holte 1971 Karl Höller zu missio. Dort wurde er zu einem einflussreichen Anwalt der jungen Kirchen.

Karl Höller arbeitete nicht nur bei missio, er war missio. So nahm er das Bundesverdienstkreuz auch nur nach langem Zögern unter der Bedingung an, dass er es stellvertretend für alle ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden von missio verliehen bekomme.

Wir verneigen uns vor einer großen Lebensleistung und einem Visionär weltkirchlicher Solidarität. Karl Höller war ein vorausschauender Stratege, der unsere ethische Verantwortung für die Folgen der Globalisierung schon zu einer Zeit begriff und übernahm, als es dieses Wort noch gar nicht gab. Er war der festen Überzeugung, dass die Verbreitung des Glaubens das Angesicht der Erde menschlicher macht und vielen Menschen hilft für ein „Leben in Fülle“.

Das Foto zeigt zwei Männer in Anzügen. Der Mann links (Karl Höller) trägt einen dunklen Anzug mit Nadelstreifen und eine dunkelblaue Krawatte. Er hält ein Papier in der Hand und trägt ein kleines Abzeichen (Bundesverdienstkreuz) an seiner linken Brust. Der Mann rechts (Jürgen Linden) trägt einen dunklen Anzug und eine gemusterte Krawatte in verschiedenen Farben. Er lächelt leicht. Der Hintergrund ist eine helle Wand mit verzierten Stuckarbeiten. Der Gesamteindruck ist formell und suggeriert eine feierliche Veranstaltung.
Karl Höller (links) erhält 2006 das Bundesverdienstkreuz aus Händen des damaligen Aachener Oberbürgermeisters Jürgen Linden. Er wurde für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement und seinen weltkirchlichen Einsatz ausgezeichnet.

Karl Höller war ein Anwalt der jungen Kirchen

Bis Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts unterstützten die Katholiken in Deutschland mit Schwerpunkt die eigenen Missionarinnen und Missionare. Das blieb weiter wichtig. Karl Höller aber lenkte verstärkt den Blick auf die Kirche vor Ort und deren Bedürfnisse. Er nahm ernst, was den Ordensleuten, Laien, Priestern und Bischöfen aus Afrika, Asien und Ozeanien selbst wichtig war. Mit ihm konnten wir unsere Partner dort dabei begleiten, zu einer einheimischen, selbstbewussten, sozial engagierten und theologisch innovativen Kirche zu werden – von der wir heute übrigens in Deutschland lernen können. Als katholisches Hilfswerk in einer Lerngemeinschaft mit unseren Partnern zu stehen, prägt unsere Arbeit bis heute.

Karl Höller gründete das Missionswissenschaftliche Institut missio e.V.

In diesem Sinne begründete Karl Höller auch das Missionswissenschaftliche Institut missio e.V., das heute jungen Theologinnen und Theologen der Kirche in Afrika, Asien und Ozeanien durch Stipendien eine professionelle Ausbildung ermöglicht, die sie für Leitungsfunktionen befähigt. So war er seiner Zeit weit voraus.

Karl Höller baute CAMECO im Haus missio auf, das Catholic Media Council. CAMECO fördert die Medienarbeit der Kirche weltweit. Unzählige professionell arbeitende Rundfunkstationen, Fernsehstudios, Zeitungsverlage oder heute Internetredaktionen unserer Partner sind die Frucht dieser Pionierarbeit.

Und was nicht vergessen werden darf: Karl Höller setzte erfolgreich moderne Methoden des Marketings ein und konnte so das Spendenergebnis für missio in seiner Amtszeit mehr als verdreifachen: Von 28 Millionen Mark (umgerechnet rund 14,3 Millionen Euro) damals auf knapp 97 Millionen Mark (umgerechnet rund 49,6 Millionen Euro).

Das Foto zeigt sechs Männer in Anzügen vor einem Schwarz-Weiß-Porträt eines älteren Mannes im Priestergewand. Die Männer stehen in zwei Reihen, und einige lächeln leicht. Die Szenerie deutet auf eine Gedenkfeier zu Ehren des Mannes auf dem Porträt. Das Ambiente ist würdevoll und ernst.
Karl Höller (zweiter von links) beim Neujahrsempfang 2016 bei missio. Der frühere Generalsekretär von missio ist 2020 verstorben. Links steht Dr. Gregor von Fürstenberg, Vize-Präsident von missio Aachen.

Auch der Kirche in Deutschland gab Karl Höller wichtige Impulse. Zwischen 1972 und 1975 begleitete er die Arbeit der Würzburger Synode der katholischen Kirche in Deutschland. Diese Synode erneuerte das Leben der Kirche in Deutschland, indem es die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils aufnahm. Er gestaltete dort entscheidend das Papier „Der Beitrag der Katholischen Kirche in der Bundesrepublik Deutschland für Entwicklung und Frieden“ mit. 14 Jahre engagierte sich Karl Höller im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

Ideal eines gebildeten und engagierten Bürgers

Karl Höller verkörperte das Ideal eines gebildeten und engagierten Bürgers, der unersetzlich für eine Zivilgesellschaft und Kirche ist, die allen autoritären, fundamentalistischen, anti-demokratischen, nationalistischen und totalitären Versuchungen widersteht. Er studierte Philosophie, Theologie, Ethnologie, Missionswissenschaften, Soziologie, Geschichte und Publizistik. Er war Journalist, weltkirchlicher Macher und zuletzt Mitinhaber einer Marketingagentur, die zahlreiche Hilfswerke und Nichtregierungsorganisationen beraten hat.

Das ist ein Schwarz-Weiß-Porträt eines Mannes mittleren Alters (Karl Höller). Er hat lockiges, mittellanges Haar und einen Schnurrbart. Er trägt einen hellgrauen Anzug, ein weißes Hemd und eine dunkelblaue Krawatte mit weißen Punkten. Er hält eine Pfeife in der Hand und blickt nach rechts weg von der Kamera. Der Hintergrund ist unscharf und hell. Der Mann sitzt an einem Tisch, auf dem ein Teller und ein Blatt Papier liegen. Das Foto wirkt formell, aber gleichzeitig auch entspannt und nachdenklich. Der Gesamteindruck ist der eines professionellen Mannes in einer ruhigen, konzentrierten Stimmung.
Karl Höller war bis 1982 Generalsekretär von missio Aachen. Hier sitzt er im gleichen Jahr bei einer Besprechung im Haus missio. Er veränderte das Selbstverständnis von missio in Richtung der Partnerschaft mit den jungen Kirchen in Afrika, Asien und Ozeanien. 2020 verstarb Karl Höller.

Ein Prophet des Dialogs

Nicht zuletzt war Karl Höller ein Prophet des Dialogs. 2001 hielt er in der Festakademie zum 30-jährigen Bestehen des Missionswissenschaftlichen Institutes missio e.V. die Festrede unter dem Titel „Religionen und Gewalt“. Angesichts des 11. Septembers 2001, dem Flugzeuganschlag auf das World Trade Center in New York, geht er der Frage eines befreundeten Bankiers nach, ob man nicht alle Religionen verbieten sollte, weil sie doch nur Unfrieden brächten. Seine Antwort war damals:

In der Erbitterung kann man so denken, wenn man aktuelle terroristische Gewalt auf religiöse Ursachen verkürzt. Schon in einem weiteren Denkschritt müsste man darauf kommen, wie eine Welt ohne Religion aussehen würde. Es wäre die Welt der Hitlers und der Stalins. Solange Menschen leben, sind sie immer in Gefahr, selbst das Wertvollste, das ihnen gegeben ist, die Verbindung zur Transzendenz, zu pervertieren. Die Gefahr wächst, je mehr sich Ideologien isolieren und verabsolutieren. Sie sind geringer, je intensiver sie miteinander kommunizieren. Am Abend des 11. September 2001, als alles so sinnlos erschien, war ich wieder einmal dankbar dafür, dass ich zu den Mitbegründern des Missionswissenschaftlichen Institutes gehören durfte – eines lebendigen Organismus des institutionalisierten Dialoges.

Der Dialog – das wird für uns immer ein Vermächtnis von Karl Höller bleiben.

Wir sind in diesen Tagen der Trauer bei der Familie von Karl R. Höller. Möge sie Kraft und Zuversicht im Glauben an unseren gütigen Gott finden, der uns trägt.

Wir werden Karl R. Höller im persönlichen Gebet und bei der Feier der Eucharistie gedenken.


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Pater Hermann Bickel SVD | 20. Februar 2020 | 16:14 Uhr

DANKE für diese ermutigenden warmherzigen Worte des Dankes. Ich war seit 1954-1957 mit Karl als Missionsschüler in Bad Driburg, danach bis 1961 mit ihm im Noviziat und Studium bei den Steyler Missionaren in Sankt Augustin. Seine weltoffene missionarische Einstellung habe ich immer bewundert. Mit herzlichen Grüßen Pater Hermann Bickel SVD