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missio-Partner erlebt indischen Mega-Zyklon Amphan in größter Angst

Father Dr. Franklin Menezes ist missio-Partner, für die soziale Arbeit des Erzbistums Kalkutta zuständig und Direktor des Seva Kendra Calcutta, einem Sozialzentrum. Bettina Leibfritz, Indien-Referentin bei missio Aachen, hat ihn gefragt, wie er den schrecklichen Mega-Zyklon Amphan erlebt hat. Dieser zerstörte Teile der Bundesstaaten von West-Bengalen und Orissa. Hier die Antwort von Father Menezes.

Vielen Dank für Ihre Post und die geäußerte tiefe Besorgnis.

Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, dass es nicht schlimm war. Die Wahrheit aber ist: Es war schrecklich, entsetzlich und verheerend. Lassen Sie mich mit meiner persönlichen Erfahrung beginnen. Am Abend des 20. Mai gegen 17 Uhr begann es heftig zu regnen, und dann kamen die Winde. Die Stürme. Um 20 Uhr war es schrecklich. Alle Lichter waren aus. Totale Dunkelheit.

Zuerst war es COVID-19 und dann die Wut des Zyklons. Wir sind zerschlagen, verwundet und bluten, besonders unsere armen Mitbürgerinnen und Mitbürger.

- Father Dr. Franklin Menezes

Wegen des Corona-Virus war schon das gesamte Personal unseres Ausbildungszentrums bis auf vier Personen nach Hause geschickt worden. Ich war ganz allein in meinem Zimmer des Verwaltungsgebäudes. Fenster und Türen waren zwar alle geschlossen. Die Winde aber waren so stark, dass sie einen Großteil davon mit einer Geschwindigkeit von 130 Kilometer pro Stunde zerbrachen. In der Dunkelheit der Nacht hörte ich Geräusche wie von wilden Löwen brüllen. Ich hatte schreckliche Angst. Ich hatte niemanden, bei dem ich sein konnte.

Alles, was ich tat, war, mich an den Rosenkranz zu klammern und zu Maria, unserer Mutter, der Mutter der immerwährenden Hilfe, zu beten, um bei ihrem Sohn Fürsprache einzulegen und uns vor dem Sturm zu retten. Zuerst war es Covid-19 und dann die Wut des Zyklons. Wir sind zerschlagen, verwundet und bluten, besonders unsere armen Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Eine Mitarbeiterin des Sozialzentrums hat während des Zyklons Bilder in einem Dorf nahe von Kalkutta gemacht, das von dem Zentrum Seva Kendra betreut wird.

Es wird Jahre dauern, um alles wieder aufzubauen

Mehr als 80 Menschen starben, Tausende von Bäumen wurden entwurzelt. Die Stadt wurde so stark überschwemmt, dass die Stromdrähte, die durchtrennt wurden und ins Wasser fielen, zahlreiche Menschen mit einem Stromschlag töteten. Ihre im Wasser treibenden Körper waren ein Anblick, den man sich nicht wünscht, jemals zu sehen.

Die Stadt und viele unserer Kirchen, Klöster und Schulen wurden beschädigt. Unser Zentrum hat einen Schaden von fast 500.000 Rupien erlitten - und viele Bäume am Sitz des Erzbischofs sind entwurzelt. Fast eine halbe Million Menschen mussten wegen Einsturzgefahr ihrer Häuser evakuiert werden. Tausende von Häusern, vor allem die Lehmbauten, wurden dem Erdboden gleichgemacht.

Bei einigen stärkeren Häusern wurde das Dach weggesprengt. Die Flussdämme sind gebrochen. In den ländlichen Gebieten gibt es keine Elektrizität, keinen Netzanschluss. Die Kommunikation ist unmöglich. Möglicherweise sind die Mobilfunkmasten eingestürzt.

Wir als Sozialzentrum des Erzbistums Kalkutta haben einen großen Teil unserer Ressourcen und der Hilfe, die wir erhalten, für die Hilfsmaßnahmen im Zuge der Corona-Krise aufgewendet, weil die Menschen durch die bisher fast zweimonatige Abriegelung ihre Lebensgrundlage verloren haben. Jetzt müssen wir auch den Opfern des Zyklons helfen.

Es wird Monate, wenn nicht Jahre dauern, um das Leben der Menschen wieder aufzubauen.

Aber: Wir Christen sind österliche Menschen.

Wir sind in unserem Glauben verwurzelt, leben in Hoffnung und werden weiterhin lieben, komme was wolle.

Eine neue Herausforderung ist eine neue Gelegenheit, den Ärmsten der Armen die Hand zu reichen und den gekreuzigten Leib Jesu zu berühren.

Er ist immer noch gekreuzigt.

Er leidet noch immer.

Er blutet immer noch.

Ich höre ihn sagen: "Fürchte dich nicht, ich bin bei dir".

Ich höre ihn sagen: "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.

Alles, worum ich bitte, ist die Kraft, seinen Willen zu tun und das zu tun, was er uns befiehlt.

Gott segne Sie alle.

Bewahrt uns in unseren Gebeten.

- Father Dr. Franklin Menezes


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