Ich freue mich, dass heute die neue Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit zu Vietnam” vorgestellt werden kann. In einer Zeit, in der das Menschenrecht auf Religionsfreiheit in vielen Ländern und Regionen dieser Welt zunehmend unter Druck gerät, ist es dringend notwendig, auf die Situation in spezifischen Ländern hinzuweisen und zum gemeinsamen Handeln zu motivieren.
In diesem Sinne sind wir der Deutschen Bischofskonferenz außerordentlich dankbar für ihre Initiative, die wir auch in diesem Jahr wieder durch einen intensiven Austausch und durch unsere Mitarbeit bei der Erstellung der Arbeitshilfe unterstützt haben.
Die Kooperation zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und missio ist ein wichtiger Bestandteil unseres umfassenden Engagements, um bedrängten und verfolgten Christinnen und Christen weltweit zu helfen – durch öffentlichkeitswirksame Aktionen, Lobbyarbeit, Länderberichte und Netzwerkarbeit im In- und Ausland. Der enge Kontakt zu unseren Partnerinnen und Partnern in Afrika, Asien und Ozeanien ist dabei handlungsleitend. Auf beeindruckende Weise zeigen sie uns immer wieder, dass der Einsatz für Religionsfreiheit eine gemeinsame Herausforderung für Angehörige aller Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften darstellt. Wenn Menschen über die Grenzen religiöser Zugehörigkeiten hinweg für eine umfassende Verteidigung der menschlichen Würde und für grundlegende Freiheitsrechte eintreten, haben sie eine besonders starke Stimme. Sie verbinden, statt zu spalten. Und sie werden letztlich in ihrem Einsatz für das Menschenrecht auf Religionsfreiheit als besonders glaubwürdig wahrgenommen. Der interreligiöse Dialog ist ein Schlüssel dafür, dass der Einsatz für religiöse Freiheit nachhaltig rfolgreich ist.
Unsere Erfahrungen zeigen auch: Dort, wo die Religionsfreiheit eingeschränkt ist, sind meist auch andere Menschenrechte unter Druck. Vietnam ist dafür ein Beispiel. Denn dort stehen nicht nur Gläubige unter besonderer Kontrolle und müssen mit Schikanen rechnen. Auch die Meinungsfreiheit ist in dem ostasiatischen Land empfindlich eingeschränkt. Vietnams offizielle Medien folgen der Linie der Kommunistischen Partei. Unsere Recherchen haben ergeben, dass erstaunlich viele unabhängige Blogger und Bürgerjournalistinnen, deren Recht auf Meinungsfreiheit zum Teil brutal verletzt wird, zugleich Christinnen und Christen sind. So sind sie doppelt diskriminiert: Sie leiden unter Verletzungen ihrer Religions- und ihrer Meinungsfreiheit. In diesem Zusammenhang beschreibt die aktuelle Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz, wie missio im Jahr 2016 gemeinsam mit Reporter ohne Grenzen eine Petition für die Freilassung des inhaftierten katholischen Priesters und Menschenrechtsaktivisten Nguyen Van Ly durchgeführt hat. Er war bereits 2007 aufgrund seines menschenrechtlichen Engagements inhaftiert worden. Ihm wurden „schwere Verbrechen, die die nationale Sicherheit bedrohen“ vorgeworfen. Einige Monate später kam Nguyen Van Ly aufgrund des internationalen Drucks frei.
Ein weiterer missio-Partner kommt in der Arbeitshilfe zu Wort: Joseph Vu Van Thien, Erzbischof von Hanoi. Er beschreibt die Situation der Kirche in Vietnam als hoffnungsvoll. Nicht nur die Zahl der Berufungen zum Priestertum und zum geweihten Leben ist weiterhin hoch. Auch Laiinnen und Laien beteiligen sich in Vietnam ausgesprochen aktiv am Leben der Kirche. Zugleich verschweigt der Erzbischof nicht, dass weiter große Herausforderungen mit Blick auf die Religionsfreiheit bestehen. So gibt es etwa zwischen Kirche und Staat immer wieder – zum Teil heftige – Streitigkeiten über Land und Eigentum der Kirche. Insbesondere Angehörige der in armen Verhältnissen lebenden ethnischen Minderheiten im Hochland und in den Bergen Nord- und Zentralvietnams werden von den örtlichen Behörden massiv in ihrer freien Religionsausübung eingeschränkt.
missio reagiert auf diese Situation und unterstützt spezielle Projekte, die Menschen in den ärmsten Gebieten des Landes stärken. Eines dieser Projekte ist ein Zentrum für die Ausbildung von Ordensleuten – insbesondere Schwestern – in der Diözese Vinh im nördlichen Zentralvietnam. Für ihre pastorale Arbeit in den abgelegenen und benachteiligten Gebieten des Landes benötigen sie dringend theologisches und psychologisches Grundwissen, das letztlich den besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen zugutekommt. Wir sind davon überzeugt, dass das Engagement dieser Ordensschwestern letztlich zu mehr Freiheiten sowohl für Männer als auch für Frauen führt. Eine umfassende Bildung kann die Menschen dazu befähigen, ihre Rechte zu erkennen und mutig für sie einzutreten. Alle Menschen – vollkommen unabhängig von Religion, ethnischer Zugehörigkeit oder Geschlecht – sollten in den verschiedenen Ländern dieser Welt eine geeignete und würdevolle Heimat finden, in der sie ihren Glauben in Freiheit bekennen können – ohne Angst vor Unterdrückung oder gar Verfolgung.
In diesem Sinne werden wir auch in Zukunft Christinnen und Christen in Bedrängnis stärken und dabei die Lage in Vietnam nicht aus dem Blick verlieren. Im kommenden Jahr wird Missio einen ausführlichen Länderbericht Religionsfreiheit zu Vietnam vorlegen. Ich bin sehr dankbar, dass die Initiative der Deutschen Bischofskonferenz Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit dazu beiträgt, dass die Menschen in Deutschland auf die Situation der Christinnen und Christen in Vietnam aufmerksam werden und erfahren, wo kirchliche Initiativen dabei helfen, Handlungsspielräume zu erweitern.
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Vor 15 Jahren habe ich zum Abschluss meiner häufigen Besuche in verschiedenen asiatischen Werken eine 10-tägige Reise durch Vietnam unternommen. Da die Reise privat organisiert war und neben meiner Frau nur ein Guide und Fahrer unsere Begleiter waren, kamen wir nahe an die Menschen heran. Dabei habe ich immer sehr freundliche Menschen angetroffen. Schlussendlich ein positives Bild von diesem Land mit nach Hause genommen.