Immer wieder erhebt Papst Franziskus seine Stimme und ruft zu einer Globalisierung der Solidarität und Nächstenliebe auf. In Zeiten von Corona bekommt dieser Appell eine neue Bedeutung. missio steht auch in diesen Zeiten der weltweiten Pandemie in engem Kontakt mit seinen Projektpartnern in Afrika, Asien und Ozeanien, die besonders von der Pandemie betroffen sind. Marita Wagner interviewt Timothee Bationo aus Mosambik.
Wie hat die Covid-19-Pandemie das Leben der Menschen in Ihrem direkten Umfeld verändert?
Die Covid-19-Pandemie ist in Mosambik zur Realität geworden. Seit dem 23. März 2020 befindet sich das Land im Ausnahmezustand. Seit drei Monaten gelten die Einschränkungen bereits. Was mich betrifft, so kam es mir zunächst wie ein schlechter Scherz vor, aber im Laufe der Zeit fühlte ich mich immer gestresster und wusste nicht mehr weiter. Zusammen mit den Mitgliedern meines Ausbildungszentrums Nazaré organisierten wir die Arbeiter und verlegten sie um, um den Anforderungen der Regierung gerecht zu werden. Um den Sicherheitsvorkehrungen gerecht zu werden, haben wir mehr als hundert Masken herstellen und verteilen lassen.
Nach dem ersten Monat der Quarantäne mussten wir die schwere Entscheidung treffen, die Verträge aller Arbeiter auszusetzen, was in Mosambik laut Arbeitsgesetz erforderlich ist. Die Arbeiter mussten folglich zu Hause bleiben. Ende April erhielten sie noch ihr volles Gehalt. Im Mai waren es nur noch 75 Prozent ihres Lohns, 50 Prozent im Juni, und bis Ende Juli werden sie nur 25 Prozent ihres ursprünglichen Gehalts ausgezahlt bekommen. Unser Zentrum aber ist auf das Einkommen der Menschen angewiesen, die das Zentrum für Programme nutzen, weshalb dies auch für uns Konsequenzen hat. Darüber hinaus haben wir derzeit einen Trakt im Wohnheim, der nicht genutzt werden kann. Wir sind somit wirklich in Schwierigkeiten. Wir versuchen, Partner zu suchen, die uns helfen, unsere Mitarbeiter mit Lebensmitteln zu versorgen, aber wir haben noch keine Lösung gefunden.
Welche Auswirkungen wird die Pandemie in den nächsten Monaten auf Ihr Land haben?
Die Menschen leiden an Hunger und Krankheit, aber sie haben auch Angst. Wie wir alle wissen, befand sich die Stadt Beira immer noch auf dem Weg aus der Katastrophe des Zyklons Idai, der sich im März 2019 ereignete. Insofern durchleben wir hier eine doppelte Tragödie: Zyklon Idai und Covid-19.
Was das Land betrifft, so sind die Auswirkungen der Pandemie überall zu sehen, und wenn es so weitergeht wie bisher, werden viele Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Der Handel ist betroffen. Die Import- und Exportzahlen sind niedrig, bald werden die Waren auf dem Markt knapp sein.
Das Testzentrum für Covid-19 befindet sich in der Hauptstadt Maputo. Die Proben auf das Virus werden also täglich entnommen und nach Maputo geschickt. Das macht es schwer, effizient zu arbeiten. Die Infektionsfälle nehmen weiter zu, sodass es nicht sicher wäre, die Sicherheitsvorkehrungen wieder runterzuschrauben. Es besteht die Möglichkeit, dass die Schülerinnen und Schüler wieder zur Schule gehen können, aber es gibt ein Problem mit der Hygiene. Die Restaurants haben gerade geöffnet, aber die Trinklokale wie Bars sind geschlossen geblieben. Die Gefahr einer Ansteckung in der Gemeinde ist groß, da die Menschen nachlässig sind, wenn es um Social Distancing und das Tragen von Masken geht.
Welche Bedeutung hat der Glaube für die Menschen in den Zeiten der Pandemie?
Was unseren christlichen Glauben betrifft, so stehen wir vor einer großen Herausforderung. Seit Ende März sind die Kirchen geschlossen, und es haben keine öffentlichen Gottesdienste mehr stattgefunden. Es ist sehr schwer für die Christen. Es sind viele Initiativen ergriffen worden, um zu helfen, aber das Christentum ist eine Religion der Beziehung. Die Eucharistiefeiern fehlen uns sehr.
Seit Beginn der Covid-19-Pandemie ist sich die Kirche bewusst, dass der traditionelle Weg der Evangelisierung einige Veränderungen erfahren muss. In der Erzdiözese Beira leitet der Bischof jeden Sonntag die Messe, die von Radio Pax übertragen wird. Es gibt täglich WhatsApp-Botschaften, um das Wort Gottes zu teilen. Außerdem wurden einige Broschüren erstellt, um den Familien zu helfen, zu Hause zu beten. Es werden verschiedene Schritte unternommen, um den Menschen dabei zu helfen, die Flamme des Glaubens weiter brennen zu lassen. Wir müssen weiterhin für eine Welt ohne Covid-19 beten.
Was das Zentrum Nazaré betrifft, so hoffe ich, dass wir bald wieder mit der Arbeit beginnen können, damit die Angestellten ihre Arbeit nicht verlieren. Wir wollen nicht das Ende unseres Zentrums verkünden müssen. Wir hoffen, dass es uns bis Oktober gelingen wird, die jährliche theologische Woche abzuhalten. Dabei handelt es sich um eine Woche der Reflexion über ein Thema, das von einigen Theologen geistlich vertieft wird. Für dieses Jahr 2020 wird das Thema lauten: „Mission heute: Für eine authentische Evangelisierung“. Meiner Meinung nach wird die Pandemie noch eine ganze Weile andauern. Wir müssen anfangen zu lernen, mit ihr zu leben, und dabei gleichzeitig alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Timothee Bationo lebt in Beira, Mosambik und ist Mitglied des von missio initiierten Netzwerk Pastoral Afrika. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss der Direktorinnen und Direktoren zahlreicher afrikanischer Pastoralinstitute. Nähere Informationen zum Netzwerk Pastoral Afrika finden Sie hier .
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