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Zu Besuch im Maryam Center

missio und Bistum Mainz auf Friedenssuchermission (Teil 6)

missio unterstützt das Maryam Zentrum seit Jahren, in dem Christen und Muslime unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Konfessionen für ein friedliches Zusammenleben arbeiten.

Einer der wichtigsten Partner von Father Boniface ist hier Dr. Al-Hussein Zakaria, islamischer Theologe, der Vorsitzende des Zentrums. Während unseres Besuchs spielen die beiden sich gegenseitig in einer Art Doppelmoderation die Bälle zu. Hier sind zwei Freunde am Werk – dieser Eindruck drängt sich auf. Das Dialogue Center hat zwei Hauptaufgaben. Die eine ist Bildung: Dr. Zakaria und Father Boniface gehen in Schulen – und mit ihnen auch Vertreter protestantischer Kirchen oder der Ahmadiyya-Muslime. Auch die christlichen und islamischen Frauenverbände sind mit dabei.

Im Mariam Center sprechen führen wir interessante Gespräche.
Im Maryam Center führen wir interessante Gespräche mit Father Boniface Maasoayele und Dr. Al-Hussein Zakaria, der islamischer Theologe und der Vorsitzende des Zentrums ist.

Wegen der hohen Analphabetenrate, die es in der älteren Generation bei Christen und Muslimen gibt, ist das Wissen über Religion – die eigene und die der anderen – sehr gering. Viele Christen haben noch nie die Bibel gelesen und viele Muslime nie den Koran.

Father Boniface

Man müsse also daran arbeiten, dass das bei der jungen Generation anders werde.

Die zweite Hauptaufgabe sei die Vermittlung in Konflikten. „Hier ist noch nie jemand im Streit um die Religion gestorben“, sagt Dr. Zakaria. Aber es gab Streitfälle, in denen schnell gehandelt werden musste. Einmal hatte ein Prediger einer Pfingstkirche in einer Versammlung den Islam attackiert, woraufhin muslimische Jugendliche seine Lautsprecheranlage und sein Zelt demolierten und ihm Gewalt androhten. „Die Lage in dem Dorf war sehr angespannt“, erinnert sich Dr. Zakaria. „Wir haben eine ganze Woche gebraucht, um in Gesprächen mit jeder der Konfliktparteien einzeln und dann mit allen gemeinsam zu vermitteln.“ Auch einen Streit zwischen einer Moscheegemeinde und einem christlichen Krankenhaus hat das Dialogue Centre schon erfolgreich geschlichtet.

Solche Erfolge erfüllen die beiden mit Stolz, das spürt man. Wir hören im Gespräch aber auch die Sorge heraus, dass sie sich um das friedliche Zusammenleben Sorgen machen. In anderen Ländern Westafrikas, vor allem in Nigeria, aber auch in Burkina Faso, haben kleine Gruppen von islamistischen Terroristen, unterstützt aus dem Ausland, Frieden und Sicherheit zerstört. Darunter leiden Muslime und Christen. Wenn Menschen keine Hoffnung auf ein gutes Leben haben, werden sie anfällig für menschenfeindliche Ideologien. „Dabei sind die Probleme hier keine religiösen Probleme“, sagt Father Boniface. „Wenn ein Dorf kein Wasser hat, braucht es einen Brunnen. Aber es gibt keine islamischen oder christlichen Brunnen. Und das Wasser, das ein Brunnen fördert, schmeckt nicht nach Christentum oder Islam.“

Ein Thema, das mich besonders interessiert, sind Konversionen, Übertritte von einem Glauben zu einem anderen. Am Sonntag, in der Dorfkirche von Cheshe, hatte ich eine Frau kennengelernt, die in eine muslimische Familie hineingeboren wurde und sich als Jugendliche, nachdem sie eine christliche Schule besucht hatte, taufen ließ. Als Kind hieß sie Habiba, heute heißt sie Regina und ist eine der wichtigsten Frauen in der Pfarrgemeinde St. Martin. „Ich wurde als einzige in meiner Familie katholisch, meine Eltern blieben Muslime“, erzählt sie. „Ich wollte für mich selbst entscheiden, wie ich lebe.“

Für Father Boniface und Dr. Zakaria sind solche Übertritte nichts Ungewöhnliches. Sie kommen in beiden Richtungen vor, nicht zuletzt dann, wenn gemischtreligiöse Ehen geschlossen werden. Aus Sicht der religiösen Autoritäten in Tamale sind Konversionen kein Problem, erklärt Father Boniface. „Wenn aber so etwas zum Konflikt führt, dann deshalb, weil die Familie des Konvertiten nicht einverstanden ist.“ Dr. Zakaria nennt gleich zwei Fälle aus der jüngsten Zeit, in denen er um Hilfe gebeten wurde. Einmal war eine junge Muslimin zum Christentum übergetreten und die Eltern weigerten sich daraufhin, ihr weiter die Studiengebühren zu zahlen. In dem anderen Fall, voriges Jahr im Herbst, war es umgekehrt gewesen. Ein junger Christ, der zum Islam übertreten wollte, kam ins Dialogzentrum, um Hilfe zu suchen: Seine Eltern lebten nicht mehr, und der Onkel, der ihn finanziell unterstützte, drohte mit der Streichung des Unterhalts. Beide Male, so Dr. Zakaria, habe man helfen können, den Konflikt zu lösen: Er habe mit den muslimischen Eltern der Frau gesprochen, Father Boniface mit dem christlichen Onkel des jungen Mannes.

Möglich ist das, weil der katholische Priester und der islamische Gelehrte seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten. Vom Ansehen und von der Autorität der beiden führenden Köpfe lebt das Dialogzentrum zu einem guten Teil. Es hat sich in der Region Tamale den Ruf erarbeitet, dass es Frieden zu stiften vermag.


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Georg Poddig | 27. Februar 2020 | 13:49 Uhr

Ich wünsche euch weiterhin eine gute Zeit in Ghana