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Weltmissionssonntag 2024 in Vorbereitung

Klimawandel, Frauenfrage(n), epidemische Gewalt im Alltag. Die Kirche in Papua-Neuguinea und auf den Solomon-Inseln erlebt turbulente Zeiten. Engagierte Männer und Frauen in den Pfarreien, Ordensschwestern, Priester und Bischöfe stellen sich der Herausforderung. Ein missio-Team besucht sie jetzt im September. Pressesprecher Johannes Seibel berichtet in diesem Blog, was Dr. Gregor von Fürstenberg (Vize-Präsident), Anne Knörzer (Auslandsprojekt-Referentin für Papua-Neuguinea), Frank Kraus (Leiter Auslandsabteilung) und Ayline Plachta (Diözesanreferentin Bistum Erfurt) dabei erleben.

missio-Delegation in Ozeanien unterwegs

Prayerwalk statt Bandenleben

Raskols heißen die gefürchteten Banden in Papua-Neuguineas Hauptstadt Port Moresby. Michael war einer ihrer Handlanger. Für gestohlene Autos besorgte er gefälschte Typenschilder. Ein gefährliches Leben. Heute geht er einen anderen Weg durch die armen Viertel der Raskols: den Prayerwalk, den Gebetsspaziergang.

Samstags neun Stunden durch die Straßen ziehen

Wenn ein Prayerwalk ansteht, bereiten ihn acht bis zwölf ehrenamtlich tätige Männer und Frauen Freitagabends in der Pfarrei Johannes der Apostel in Tokkaral vor. Michael ist einer von ihnen. Sie gehören zum Divine Mercy Apostolate. Die Bewegung von der göttlichen Barmherzigkeit kooperiert mit der Pfarrei. Am folgenden Samstag ziehen die Gebetsspaziergänger dann neun Stunden durch immer andere Viertel der Umgebung. Die Menschen kommen mit ihren Anliegen zu ihnen. Dann hält der Prayerwalk, betet auf der Straße oder in den Häusern mit und für die Menschen. Seit zehn Jahren geht das im wahrsten Sinne des Wortes schon.

„Ich habe eine andere Ausstrahlung“

„Für mich war der Prayerwalk anfangs ein Wirrwarr an Gefühlen. Ich war ja früher auf der anderen Seite der Straße. Ich kannte das, Alkohol, Drogen, Banden. Das Erstaunliche aber war. Wenn ich alte Kumpels traf, erkannten mich die gar nicht sofort wieder. Ich habe eine andere Ausstrahlung, ich bin selbstbewusst, wirklich ein anderer Mensch, seit ich hier bei der Bewegung bin“, beschreibt Michael bei unserem Treffen in der Pfarrei den Wandel. 

Michael hat diesen Wandel Helen Oa zu verdanken, einer Projekt-Partnerin von missio Aachen. Sie hat die Idee vom Prayerwalk mit der Pfarrei entwickelt. Die Angestellte der Bischofskonferenz leitet ehrenamtlich das Divine Mercy Apostolate in Papua-Neuguinea. Sie stammt aus einer Siedlung in Port Moresby mit viel Kriminalität, Drogen, Gewalt und Prostitution. Daraus hat sie sich herausgearbeitet. Jetzt ist sie Vorbild vieler Frauen in ganz Papua-Neuguinea.

Das Foto zeigt eine große Gruppe von Menschen, die meisten davon Frauen und Kinder, in einem hellen Raum mit Holzboden. Es scheint sich um ein Gruppenfoto zu handeln, das wohl in einer Art Gemeinschaftszentrum oder Schule aufgenommen wurde. Die Personen im Vordergrund scheinen hauptsächlich aus einer polynesischen oder melanesischen Bevölkerungsgruppe zu stammen. Viele Frauen tragen rote oder rot-weiße traditionelle Kleidung. Einige Kinder tragen weiße T-Shirts. Im Hintergrund stehen vier hellhäutigere Personen. Die Stimmung ist freundlich und festlich; die Menschen scheinen zum Foto posieren.
Ihre Widerstandskraft baut auf: Helen Oa (2. Reihe, dritte von links) mit dem Team von der Bewegung der göttlichen Barmherzigkeit in Port Moresby.

Das Gebet hat nichts falsch Vertröstendes

Wir treffen Michael, Helen Oa und die anderen Männer und Frauen der Bewegung im Pfarrzentrum der Pfarrei Johannes der Apostel. Bewegende Zeugnisse. Sie alle haben Schlimmes erlebt. Mit der Kraft des Gebetes finden sie Wege aus so vielfältigen Krisen und bilden eine neue Gemeinschaft. Was mich fasziniert: Wenn sie davon sprechen, wie das Beten ihr Leben verändert, hat dies nichts falsch Frömmelndes, nichts falsch Vertröstendes, nichts bloß Innerliches. Vielmehr erleben sie das Gebet augenscheinlich eher wie eine Art Vertrauensvorschuss in ihre Fähigkeiten, den sie so vorher nicht erleben durften. Und so drängt sie das Gebet zum sozialen Engagement, zur Sorge für die Mitmenschen, zu neuer Lebensqualität im Umfeld der Pfarrei. 

Oder, wie es Helen Oa sagt: „Wir bringen Jesus zu den Menschen, und warten nicht bis sie in die Kirche kommen.“ 

Helen Oa gibt anderen die Bühne – das ist ihre Größe

Michael ist heute eine Art Jugendleiter der Pfarrei. Er hat drei Kinder. Seine Frau ist auch mit in der Gruppe. Jetzt bauen sie für die Jungen im Viertel eine Tanz- und Showgruppe auf. Sie zeigen uns ihr Können schon. Die Jungs singen zur Gitarre. Das ist das neueste Projekt des Teams, das von Helen Oa so wundervoll inspiriert wird. Und das ist wohl einer ihrer wichtigsten Begabungen: Sie gibt anderen die Bühne, um glänzen zu können. Das ist ihre Größe.

Das Foto zeigt eine Gruppe von Menschen, hauptsächlich junge Männer und Frauen, die in einem Raum mit Holzboden und Wänden eine Art Bewegungs- oder Tanzübung durchführen. Sie tragen einfache, helle Kleidung: viele weiße T-Shirts und lockere Hosen oder Shorts. Die Teilnehmer haben ihre Arme in verschiedenen Positionen erhoben und scheinen synchronisierte Bewegungen auszuführen. Der Ausdruck auf ihren Gesichtern ist konzentriert und engagiert, aber auch fröhlich und entspannt. Der Raum wirkt wie ein Gemeinschaftsraum oder ein Versammlungsraum, mit schlichten Möbeln im Hintergrund. Sonnenlicht scheint durch die Fenster und erzeugt Schatten auf dem Boden. Die Szene wirkt insgesamt positiv und dynamisch, es könnte sich um einen Tanzworkshop handeln. Das Ganze hat einen unbeschwerten und gemeinschaftlichen Charakter.
Tanzen ist das neueste Projekt in der Gemeinde Johannes der Apostel.

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