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Malawi: Gegenseitige Unterstützung

Immer wieder erhebt Papst Franziskus seine Stimme und ruft zu einer Globalisierung der Solidarität und Nächstenliebe auf. In Zeiten von Corona bekommt dieser Appell eine neue Bedeutung. missio steht auch in diesen Zeiten der weltweiten Pandemie in engem Kontakt mit seinen Projektpartnern in Afrika, Asien und Ozeanien, die besonders von der Pandemie betroffen sind. Marita Wagner interviewt James Ngahy aus Malawi.

Wie hat die Covid-19-Pandemie das Leben der Menschen in Ihrem direkten Umfeld (in Ihrer Nachbarschaft) verändert?

Nach den uns vorliegenden Informationen gibt es in Malawi bis zum 25. Juni 2020 über 800 Fälle von Covid-19, davon vier Todesfälle. Zu Beginn der Pandemie waren die Menschen sehr verängstigt, und viele von ihnen begannen, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Die Sperrmaßnahmen der Regierung im April 2020 leiteten ein neues Kapitel in Malawi ein, da viele Menschen vor der Herausforderung standen, ihre Grundbedürfnisse nicht decken zu können. Die zentrale Frage lautete, wer sie nun während der Abriegelung ernähren wird, da die Mehrheit der Bevölkerung von der Landwirtschaft abhängig ist. Und in den Elendsvierteln fragte man sich, wie können man das Social Distancing einhalten kann, während die Menschen in Wellblechhütten leben. Wie würde die Regierung die bevölkerungsreichen Märkte in den Elendsvierteln kontrollieren? Aufgrund des Präsidentschaftswahlkampfes waren die Vorsichtsmaßnahmen kaum einzuhalten. Aber die Kirchen haben diese sehr ernst genommen und die Anweisungen des Gesundheitsministeriums befolgt.

 

Welche Auswirkungen wird die Pandemie in den nächsten Monaten auf Ihr Land haben?

Die Auswirkungen sind zu zahlreich, um sie alle aufzuzählen: Viele Beschäftigte werden der Arbeitslosigkeit anheimfallen oder es wird in vielen der Sektoren, insbesondere im privaten Sektor, keine ausreichende Beschäftigung geben; mit der wachsenden Zahl der Opfer werden die Gesundheitseinrichtungen nicht in der Lage sein, alle Opfer aufzunehmen und entsprechend zu behandeln. Tatsächlich gibt es in Malawi keine oder nur sehr wenige Einrichtungen, die die von dieser Pandemie Betroffenen versorgen können. Auch die Isolationszentren sind wenige und weisen eine mangelhafte Ausrüstung auf. Das Bildungssystem ist völlig destabilisiert, da es während der Abriegelung keine stabile Internetverbindung gibt. Die Schülerinnen und Schüler leben aktuell bei ihren Familien, aber haben nichts zu tun. Es wird erwartet, dass die Gewalt und Misshandlungen in den Familien zunehmen werden. Es droht aber auch Einbußen in der Wirtschaft, da viele Arbeitnehmer jetzt entweder von zu Hause aus oder im Schichtbetrieb arbeiten – die Effektivität der Arbeit ist sicherlich geringer als wenn die Arbeit direkt vor Ort am Arbeitsplatz erledigt wir, weil keine funktionierende Internetverbindung verfügbar ist.

 

Welche Bedeutung hat der Glaube für die Menschen in den Zeiten der Pandemie?

Es geht nicht darum, Türen zu schließen, sondern vielmehr darum, die Türen zu öffnen und die Menschen dazu zu ermutigen, Vorsichtsmaßnahmen und Methoden des präventiven Ansatzes zu ergreifen. Vorbeugen ist besser als heilen. Wir sollten die Menschen ermutigen, sich gegenseitig zu unterstützen, insbesondere innerhalb der Familien. Die Familien sollten dazu ermutigt werden, gemeinsam zu beten, denn auch die Kirche gründet auf einem familiären Fundament. Die Gläubigen sollen ihren Glauben nicht aufgeben, weil sie denken, dass Gott weit weg ist oder dass er sie bestraft. Unser Gott ist der Gott des Kreuzes, der Gott der Liebe, und Er geht mit uns.

Foto: missio

James Ngahy lebt in Malawi und ist Mitglied des von missio initiierten Netzwerk Pastoral Afrika. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss der Direktorinnen und Direktoren zahlreicher afrikanischer Pastoralinstitute. Nähere Informationen zum Netzwerk Pastoral Afrika finden sie hier ».


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