Immer wieder erhebt Papst Franziskus seine Stimme und ruft zu einer Globalisierung der Solidarität und Nächstenliebe auf. In Zeiten von Corona bekommt dieser Appell eine neue Bedeutung. missio steht auch in diesen Zeiten der weltweiten Pandemie in engem Kontakt mit seinen Projektpartnern in Afrika, Asien und Ozeanien, die besonders von der Pandemie betroffen sind. Marita Wagner interviewt Pascal Kapilimba aus Mali.
Wie hat die Covid-19-Pandemie das Leben der Menschen in Ihrem direkten Umfeld verändert?
Als Covid-19 in Wuhan (China) ausbrach, ahnten die Menschen in Mali nicht, dass die Krankheit eines Tages ihr Land erreichen könnte. Das Leben ging ganz normal weiter. Plötzlich wurde dann im März auch der erste Corona-Fall bei uns gemeldet. Die Angst war in den Gesichtern der Menschen zu sehen; wenn man sieht, wie viele Menschen bereits in den westlichen Ländern an dem Virus gestorben sind, fragt man sich, welches Schicksal dem afrikanischen Kontinent bevorsteht. Unsere Gesundheitssysteme sind dem nicht gewachsen. Diejenigen, die ohnehin von Tag zu Tag leben, lehnten es daher von vornherein ab, sich mit Nahrungsmitteln und Medikamenten einzudecken. Die generelle Situation Afrikas hat sich nicht unbedingt verschlechtert, trotz der fast 15.000 Toten, die wir beklagen. Inzwischen haben die Malier zwei Lektionen gelernt: Erstens glauben sie, dass nur Gott sie schützen kann. Zweitens vertrauen sie auf die traditionelle Medizin, denn bei den meisten Verstorbenen handelte es sich um reiche Menschen, die auf die moderne Medizin zurückgriffen.
In unserem Institut stellten wir die Lehrprogramme ein, trugen Masken und blieben zu Hause. Mit Blick auf das gemeinschaftliche Zusammenleben zeichnete sich eine größere Brüderlichkeit als üblich ab, man kümmerte sich mehr um einander. Die Gegend wurde sehr ruhig, sodass wir wieder das Zwitschern der Vögel und Zirpen der Insekten hören konnten. Außerdem führte es dazu, dass wir wieder mehr darauf achteten, unseren eigenen Körper zu spüren. Aufgrund der Pandemie nehmen wir unsere Schwächen und unsere Bedürfnisse bewusster wahr, mit Gott und miteinander in Kontakt zu stehen. Die ganze Welt scheint gemeinsam in einem zu kleinen Boot zu sitzen, das zu kentern droht.
Welche Auswirkungen wird die Pandemie in den nächsten Monaten auf Ihr Land haben?
In unserem Land machte die Pandemie die Kluft zwischen Armen und Reichen deutlich und die Tatsache, dass die Politiker, anstatt den Menschen zu dienen, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen. Für die Zukunft bedeutet dies, dass die Malier den staatlichen Behörden weiterhin misstrauisch gegenüberstehen und Impfungen misstrauen werden.
Welche Bedeutung hat der Glaube für die Menschen in den Zeiten der Pandemie?
Die Bedeutung des christlichen Glaubens in diesen Zeiten der Pandemie besteht darin, uns bewusst zu machen, dass die Welt nicht unsere Heimat ist. Jesus hat uns gewarnt: „Es wird große Erdbeben und an verschiedenen Orten Plagen und Hungersnöte geben, und es wird Schrecken und große Zeichen vom Himmel geben“ (Lukas 21, 11). Mit diesen Worten vor Augen haben wir keine Angst vor dem Tod, denn Jesus selbst hat diesen überwunden.
Pascal Kapilimba lebt in Bamako, Mali und ist Mitglied des von missio initiierten Netzwerk Pastoral Afrika. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss der Direktorinnen und Direktoren zahlreicher afrikanischer Pastoralinstitute. Nähere Informationen zum Netzwerk Pastoral Afrika finden sie hier .
Schreibe einen Kommentar