Schon bei unserem Flug von Port Moresby nach Honiara in die Hauptstadt der Solomon Islands fällt mir die große Zahl der chinesischen Passagiere auf. Mein Sitznachbar ist auch Chinese. Mit ihm habe ich schon ein sonderbares Erlebnis. Ich fülle ein kleines Einreiseformular aus, das jeder Passagier bekommen hat. Ich bin fertig. Der chinesische Nachbar scheint keinen Kugelschreiber zur Hand zu haben. Kurzerhand nimmt er meinen, den ich kurz auf das Tablet abgelegt hatte. Seelenruhig trägt er die gefragten Infos in das Formular ein. Als er fertig ist, gibt er mir wortlos den Kugelschreiber. Ich antworte mit einem betont langgezogenen „Thank you!” – „Dankeschön”. Zumindest scheint er zu bemerken, dass es höflicher gewesen wäre, nachzufragen, ob er den Kugelschreiber nutzen dürfe. Er nickt mit dem Kopf und antwortet mir ebenfalls mit einem „Thank you” – „Dankeschön”.
Vielleicht konnte der chinesische Passagier kein Englisch. Vielleicht aber kommt hier auch die Haltung der Überlegenheit zum Ausdruck, über die sich die Menschen auf den Solomon Islands so aufregen. Sie haben Angst vor einer Art gar nicht so freundlichen Übernahme ihres Landes. Sie kritisieren die Regierung des Landes, die China hofiert.
Bei unseren Fahrten auf der Hauptbundesstraße durch die Solomon Islands sehen wir riesige Palmölplantagen. Eine halbe Stunde lang nur Palmen. Man kann sich das wie die riesigen Fichtenmonokulturen in Deutschland vorstellen. Sie gehören Chinesen. Uns begegnen große Schilder mit der Aufschrift „Beste Preise für Gold”. In den Flüssen wird Gold gewaschen. Mancher macht einen Glücksfund. Aber die Chinesen sind an den großen Goldminen interessiert. Wer vom Flughafen in die Innenstadt Honiaras fährt, sieht das von Chinesen gebaute Stadion für die Pazifischen Spiele in wenigen Wochen. Die Straßen werden noch ausgebaut, chinesische Ingenieure überwachen die Arbeiten. Gemunkelt wird, dass die Chinesen Inseln aufkaufen wollen, um dort eine Marinebasis zu errichten.
Die einfachen Bürgerinnen und Bürger haben ein schwieriges Verhältnis zu China. Sie empfinden immer noch die Amerikaner als Befreier im Zweiten Weltkrieg von der japanischen Besatzung. Sie fürchten eine Art feindliche Übernahme durch die Chinesen. Das gespannte Verhältnis der Islanders in Honiara eskalierte 2021. Sie fackelten das Chinaviertel ab. Heute noch sehen wir ausgebrannte Stahlskelette und rußige Gebäude von der Hauptstraße aus.
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