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Ankunft in Pakistan

Unsere Abreise von verschiedenen deutschen Flughäfen ist mit gemischten Gefühlen verbunden. Bilder von dem Land, das man aus den Medien kennt und die sorgenden Fragen im persönlichen Umkreis: „Pakistan? Ist es dort nicht zu gefährlich?“.

Obwohl schon im Flugzeug erste freundliche Kontaktaufnahmen stattgefunden haben, begleitet uns unterschwellig ein mulmiges Gefühl bei unserer Ankunft. Als Europäer an einem Flughafen, an dem überwiegend pakistanische Einheimische ankommen, die unter anderem in Dubai arbeiten und nun nach Hause kommen, ist unsere Ankunft offensichtlich nicht alltäglich und Fragen danach, was uns nach Multan führt, nicht verwunderlich. Am Flughafen wollen wir uns an den Schalter mit der Aufschrift „Foreign Passports“ anstellen, werden aber gleich in die Reihe für die Reisenden mit inländischen Pässen rüber gewunken, da der Schalter für ausländische Pässe offensichtlich sehr selten besetzt ist – so auch heute. Dann erwartet uns die erste große Herausforderung: Unsere Koffer haben den Umstieg in Dubai nicht geschafft. All die Vorbereitungen, Absprachen und Recherchen über die Dinge, die wir auf der Reise eigentlich brauchen und jetzt stehen wir blank – alle! Wie sollen wir ohne Kleidung und all unsere Sachen die Tage in Pakistan verbringen? Doch diese Frage steht nun zunächst hinten an, denn wir verlassen den Flughafen. 

Unsere erste Erkenntnis vor Ort – wir fallen auf! Wir treten aus dem Flughafen heraus und finden uns wenige Minuten später mit Ketten behangen und riesigen Blumensträußen in den Händen an der Seite unserer Partnerinnen und Partner wieder. Um uns herum stehen viele Familien, die auf die Ankunft ihrer Angehörigen warten. Die Handys werden gezückt, denn auch hier fallen wir auf. Der herzliche Empfang überschattet unsere Sorgen um unser Gepäck. 

Unsere Gastgeber sind jetzt für uns da, mit allem, was sie zu bieten haben. Eigentlich sogar mit mehr als das ...

Foto: Sabrina Wiesen / missio

Sowieso wird deutlich, dass sich unsere Vorannahmen über und Bilder von Pakistan eher selten bewahrheiten. Die Region Punjab ist landschaftlich grüner als angenommen, es gleicht nicht den landschaftlichen trockenen Bildern, die wir im Kopf hatten. Auch das Stadtbild von den Millionenstädten Multan und Faisalabad ist anders als erwartet. Die Häuser sind überwiegend klein und zahlreich. Es fehlen die großen mehrstöckigen Gebäude. Zumindest haben wir diese kaum wahrgenommen auf unseren Fahrten. 

Solche Beispiele für eine Durchkreuzung unsere Erwartungen und Bilder gibt es in den ersten Momenten des Aufenthalts in Pakistan viele. 

Was wir planen, was wir erwarten und was wir meinen zu wissen, ändert sich von Termin zu Termin, von Begegnung zur Begegnung. Unsere Aufgabe hier ist es uns in die Situation der Menschen hineinzuversetzen und so ihre Situation besser verstehen zu können. Ohne unser Gepäck als „Sicherheitsnetz“ und unserem strukturierten Plan werden wir uns unserer Abhängigkeit bewusst und müssen uns unserer eigenen Unwissenheit stellen. Wir haben gelernt, dass wir auch ohne diese Dinge liebend aufgenommen wurden, wir Vertrauen in für uns fremde Menschen stecken können und die Menschen uns dazu ermutigen unseren Horizont zu erweitern.  

Wir mussten nicht nur unser Gepäck, sondern nun auch unsere Bilder und Vorannahmen verlieren, um uns auf die Menschen und ihre Leben komplett einzulassen.
 

Foto: Sabrina Wiesen / missio

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