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Die Herausforderungen für die Seelsorge und Sozialarbeit der Kirche in der Millionenstadt Nairobi in Kenia stehen im Mittelpunkt des Monats der Weltmission im kommenden Oktober. Vom 22. bis 29. Januar informieren sich missio-Vizepräsident Gregor von Fürstenberg, Frank Kraus (Leiter der Abteilung Ausland), Katja Heidemanns (Leiterin der Abteilung Spenderservice), Johannes Duwe (Bildungsabteilung) und missio-Pressesprecher Johannes Seibel in Nairobi über diese Arbeit.

Der Traum von einem gerechten Kenia

Kenia verrät seine Jugend. Das sagen uns auf der missio-Reise alle jungen Kenianerinnen und Kenianer. Männer und Frauen aus der katholischen Sozialarbeit, Pfarrer oder Theologinnen und Theologen an Universitäten stimmen umstandslos zu. Was ist da los?

„Alle Politiker denken: Wem ich das Essen bezahle, der gehört mir.“ Das sagt der 33-jährige George Wachira Mathenge im Produktionsstudio von YOUNIB.TV. Er nennt ein Beispiel: Politiker verteilen jetzt vor den Präsidentenwahlen am 8. August an die ums Überleben kämpfenden Jungs in Nairobis Slums Lebensmittel. Sie betrachten sie damit als „gekauft“. Die arbeitslosen jungen Männer müssen dann Wahlkampf machen für den Politiker. Sie werden als Prügeltruppe oder Provokateure gegen den politischen Gegner eingesetzt. Wer das raue Überleben von der Pike auf kennt, scheint den Politikern für diesen Job bestens geeignet.

Das Team von YOUNIB-TV mit Johannes Duwe. Foto: Johannes Seibel / missio
Johannes Duwe (rechts) ist begeistert vom YOUNIB-Team (von links): Gerald Ndegwa ist der Studiotechniker. Gloria Munyiva Wambaa plant unter anderem Projekte in der Sozialarbeit oder setzt sich für Umwelterziehung ein. George Wachira Mathenge produziert die Inhalte für YOUNIB-TV.

Das Beispiel gilt auch im Großen. Der Slum Kibera etwa gilt als Hochburg von Kenias aktueller Opposition. Für diesen Wahlkreis war der heutige Oppositionsführer und Präsidentschaftskandidat lange Jahre Abgeordneter im kenianischen Parlament. Selbstverständlich erwartet er nun von allen in Kibera seine Wahl. Weil – aus seiner Sicht gibt er dort den Menschen das Essen und haben sie ihm Wohltaten zu verdanken.

Jugend empfindet Politik als gut geschmierte Korruptionsmaschine

So empfinden Menschen wie George Politik als einen Selbstbedienungsladen, ein Machtspiel, eine gut geschmierte Korruptionsmaschine. Die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit, Drogen, Alkohol, Gewalt, zerbrochene Familien, der unkontrolliert wachsende Moloch Nairobis dagegen interessiert die Politik nicht. Darunter aber leidet die Jugend Nairobis und Kenias. Bisher habe ich auf unserer missio-Reise niemanden getroffen, der etwas anderes sagt.

George Wachira Mathenge ist ein wacher junger Mann. Er glaubt nicht an den Traum vom schnellen Geld und Karriere und Egotrip. Er will eine gerechte, andere Gesellschaft in Kenia aufbauen. Er will als aktiver Bürger der Zivilgesellschaft die Dinge tatsächlich verändern, ein – wie es im Englischen heißt – Changemaker werden. So lebt der frühere Priesterseminarist, Taizé-Pilger und Sinnsucher heute seinen Glauben.

Den richtigen Platz dafür hat er im Team von Father Serge Patrick Mabou AA gefunden. Der frühere Profitänzer ist Pfarrer einer katholischen Pfarrei an der Peripherie Nairobis. Der Ordensmann der sogenannten Assumptionisten hat YOUNIB gegründet und sie jetzt auch in seine Pfarrei integriert.

YOUNIB ist eine Art ökumenische und interreligiöse Jugend- und Friedensbewegung, die im Englischen für The Youth Network for the Interreligious Brotherhood steht. Junge Männer und Frauen machen Programm für andere junge Menschen in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. Ob Rappen, Malen, Tanzen, Filmemachen, Umweltaktionen oder ehrenamtliche Sozialarbeit in Slums – das Team nimmt das Schicksal der Jugend Kenias in die eigene Hand.

In YOUNIB entfalten sich die Talente junger Menschen

Father Serge sieht ihre Talente. In YOUNIB dürfen sie sich entfalten. „Father Serge fordert und fördert uns, er treibt uns an“, sagt George. Er und das YOUNIB-Team geben diese Erfahrung weiter. Sie legen ihrerseits die verschütteten Fähigkeiten benachteiligter Mitmenschen an den Rändern der Gesellschaft frei. Sie verbinden Reich und Arm, Katholiken und Evangelikale, Methodisten, Christen und Muslime. Selbst wenn es ihnen nicht immer gelingt, sind sie glücklich.

Foto: Johannes Seibel / missio
Gloria Munyiva Wambaa vom YOUNIB-Team will in ihrer Arbeit auch die Gedanken der Enzyklika „Laudato si“ und ein neues Bewusstsein für die Schöpfung vermitteln. Ihr hören beim missio Aachen -Besuch (von links) Father Serge, Kameramann Gerald Ndegwa und missio-Vizepräsident Gregor von Fürstenberg zu.

YOUNIB.TV ist das neueste Projekt. In einem Internetkanal sendet das Projekt ein Programm, um noch mehr junge Menschen zu erreichen. Das Produktionsstudio im Untergeschoss eines kleinen Hauses hat das Team selbst aufgebaut und ausgestattet. Ich bin begeistert von den Möglichkeiten. Unser Gespräch filmt Gerald Ndegwa. Er hat selbst mit Drogen Erfahrungen sammeln müssen, schaffte aber den Ausstieg. Als Studiotechniker unterstützt er jetzt YOUNIB.TV und verdient sich so einige kenianische Schilling. Sein Traum lebt. 


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